David Kiledjian (Dowdelin) mit erstem Soloalbum unter eigenem Namen Kiledjian

Der in Lyon beheimatete Musiker und Produzent David Kiledjian ist über eigene Projekte wie Dowdelin oder HILA, seine Zusammenarbeit mit Talib Kweli, Piers Faccini und Miguel Atwood-Ferguson sowie als Produzent für die malische Band BKO und den armenischen Pianisten Tigran Hamasyan bekannt geworden.

Mit The Otium Mixtape veröffentlicht der Multi-Instrumentalist am 19.01.2024 nun sein erstes Album unter eigenem Namen bei Underdog Records. Schon immer navigierte David Kiledjian sich durch elektroakustische Welten, von der Karibik über den afrikanischen Kontinent bis nach Armenien. Die zehn Stücke auf dem Album verschmelzen traditionelle Klänge aus vielen unterschiedlichen Kulturen mit zeitgenössischen Beats, Jazz, HipHop und elektronischer Avantgarde.

Otium / Muße:
Das Album entstand während eines Aufenthalts in einem kleinen Haus am Meer ohne jeglichen Druck, ob zeitlich oder künstlerisch. Fünfzehn vor Ort mit Computerklavier, Saxophon und Flöten, Violinen und selbstgebauter Percussion eingespielte Skizzen bildeten das erste Gerüst, anhand dessen David Gäste wie Cindy Pooch, Sako Wana, Macha Gharibian oder Celia Wa in sein Lyoner Studio einlud. Die meisten von ihnen kannte er zuvor nur über die sozialen Medien.

In den darauffolgenden Tête-à-Têtes nahmen die Stücke des Albums Gestalt an, meist über eine gute Flasche Wein und eine Lammkeule. „Ein Heimstudio zu haben ist wichtig“, so David, der damit auch bewusst die Bedeutung des Moments herunterspielt, wenn das rote Aufnahmelicht zu leuchten beginnt: „Ich mag es, wenn das Musik machen Teil des alltäglichen Lebens ist, wenn du zwischen den Aufnahmen und dem Gemüseschälen fürs Abendessen hin und her wechselst“.

Diese Arbeitsweise passte gut zur im Albumtitel angesprochenen Idee des „Otium“, dem im alten Rom so beliebten kreativen aktiven Nichtstun, den Gedankenwanderungen, der Muße, ohne die es große Fortschritte in Kultur und Wissenschaft nie gegeben hätte.

Die Stücke des Albums:
Mit einer instrumentalen Meditation, dem „unmittelbarsten“ Titel „Father Sky“ beginnt das Album, eingespielt von David mit Klavier, Bass, Saxophon und Schlagzeug. Mit dem aus Burkina Faso stammenden Sänger Sako Wana folgt das funky kosmisch-psychedelische Stück „Shaadü“ im Bwamu-Dialekt, das „wahrscheinlich mein Lieblingstitel ist“, so Kiledjian, „vielleicht auch, weil Sako Wana beim ersten Hören des Stücks einen traditionellen Rhythmus in ihm erkannte und gerne dazu singen wollte.“ Sako Wana ist auch Vokalist beim später auf dem Album folgenden Song „2600“, dessen „Energie dem HipHop ähnlich ist“ so David. Es ist ein Gebet über die Präsenz des Menschen im großen Gefüge mit der Natur als zentraler Instanz, und wird im Môré-Dialekt vorgetragen.

Mit der aus Frankreich stammenden, aber in Kamerun aufgewachsenen Sängerin Cindy Pooch kam es zwischen David und ihr für das Stück „Nioloti (La Nuit)“ zu einer ersten Zusammenarbeit. Cindy singt im Banen-Dialekt darüber, sich an der Sonne, an Festen und am Tanz zu erfreuen. Für den folgenden Titel „Silver Cab“ hatte David schon die Musik geschrieben und zuerst einen Phantasietext darübergelegt, um sich die Melodie merken zu können. Dazu schrieb er später einen vom ihm selbst gesungen Text auf Englisch, über den er sagt: „Ich arbeite gerne mit Assoziationen, Analogien und entdecke Verbindungen, wo nicht unbedingt welche sind“.

Das nächste Stück „Dlo“ „erinnert an die lebensspendende und reinigende Symbolik des Wassers“ und ist in Teilen von der Bouladjèl inspiriert, einer Vocal Percussion-Technik aus Guadeloupe. Es wird von Celia Wa gesungen, die auch an der Querflöte zu hören ist. Für das Stück „Promesses“ reichten David „ein Mikrophon und ein Computer“. Es enthält armenische Motive und ist nach einer viermonatigen Phase voller Arbeit entstanden, in der er kaum geschlafen hatte.

Die tiefe und ausdrucksstarke Stimme der französischen Sängerin Macha Gharibian ist im mit üppigen Texturen und Arrangements versehenen Downtempo-Liebeslied „Jalouse“ zu hören. Es handelt von den unterschiedlichen Nuancen und Farben einer Beziehung. Darauf folgt der bewusst etwas schief und wacklig groovende Titel „Tonight“ mit einem Geräusch in einer Schleife, das den Rhythmus vorantreibt. „Es ist das Geräusch, das beim Öffnen einer der Metallspangen meiner Tochter entsteht“, so David.

Das Album endet mit dem Stück „Post Trama“. Es ist ein Echo auf den Beginn des Albums, aber „unterschiedlich produziert, weniger üppig, fast groggy und betäubt wie auf Tramadol“. David war das Medikament verschrieben worden, aber er überzog aus Versehen die Dosis: „Als ich nach circa dreißig Minuten noch nichts spürte, nahm ich eine zweite Tablette, über die ich in einen watteartigen Zustand kam. Ich sah dabei zu, wie sich die Tapete bewegte. Den Titel schrieb ich, als ich dann wieder auf den Beinen war“.

Die zehn Stücke sind eine Einladung, „sich zurückzulehnen, zu entspannen und alles loszulassen, sie sind ein Hoch auf die Freizeit, auf das aktive Nichtstun, das in der Antike so geschätzt wurde“, sagt der Produzent, der selbst allerdings schon wieder in den intensiven Vorbereitungen für das nächste Dowdelin-Album steckt.

Hintergrund:

David Kiledjian ist mehr als ein Musiker und Produzent – er ist ein Visionär, der beständig neue musikalische Horizonte mit noch nicht gehörten Klängen und Rhythmen erforscht. Seine armenischen und französischen Wurzeln sorgten dafür, dass seine Musik grenzenlos und eklektisch ist.

David Kiledjian
(Photo Credit: JP Gimenez)

Schon früh entwickelte er eine Leidenschaft für Musik und lernte Saxophon und Klavier, mit denen er Genres von Jazz über HipHop bis zur elektronischen Musik für sich entdeckte. Sie formten seinen Stil, der traditionelle Klänge, Jazz und Beats miteinander verbindet.

Weitere Informationen: http://www.davidkiledjian.com/

KILEDJIAN
Das neue Album: The Otium Mixtape
VÖ: 19.01.2024
Label: Underdog Records
Vertriebe: Broken Silence (physisch) / Believe (digital)
Katalognummer: UR843941
UPC: 3516628439414
Formate: LP, digital (die CD ist nur für Promotionzwecke!)
Labelcode: 51324

Siehe auch:
Dowdelin – Carnaval Odyssey (VÖ: 08.02.2019) – https://www.ub-comm.de/?p=4806
Dowdelin – Lanmou Lanmou (VÖ: 28.01.2022) – https://www.ub-comm.de/?p=6309
HILA – 21 (VÖ: 14.02.2020) – https://www.ub-comm.de/?p=5322

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