Christian Kögel mit neuem Album im März 2026

Dreht die Lautsprecher auf! Eine elektrische Gitarre ist immer dann am schönsten, wenn sich ihr Saitenglühen in die Hörmembran einbrennt und der Ton sich in der Verstärkung selbst transzendiert. Noch schöner wird es lediglich dann, wenn die zwei Berliner Gitarristen Christian Kögel und Kalle Kalima ihre Instrumente elektrisch singen lassen wie auf dem Doppelalbum “M“, das am 20.03.2026 bei X-Jazz Music veröffentlicht wird.

In Christian Kögels Kompositionen wechseln sich treibende 1970er Battles mit viel Raum lassenden Klangteppichen ab. Unterstützt von Bassist Paul Kleber und Schlagzeuger Hans Otto kann man Kögel und Kalima beim kämpferischen Träumen und verträumten Duell zuhören. Inspiriert von Olivier Messiaens Werk, erinnert nicht nur der Albumname, sondern auch einige Titel, wie die Reihe an musikalischen „Éclairs“, spielerisch an den großen Komponisten.

Der Band ging eine lange Planung voraus. 2019 begeisterte sich Christian Kögel bei einem Konzert von Simon Rattle und dem London Symphony Orchestra so sehr für Messiaens Akkorde und Klangfarben in den „Éclairs sur l’Au-delà“, dass er erste Ideen für eine Besetzung aus zwei Gitarren, zwei Bässen und Schlagzeug entwickelte. Sein Credo dabei: Zwei Gitarren klingen wie eine große Gitarre.

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Aber er war mit diesen ersten Skizzen noch nicht zufrieden und entwickelte erst durch einen Auftritt von Pedal-Steel-Gitarrenspielerin Susan Alcorn einen komplett neuen Ansatz und eine selbstverfügte Aufgabe: Selbst Pedal-Steel lernen und die „Éclairs“-Arrangements damit spielen. „Erst mal völlige Überforderung“, wie er schmunzelnd zugibt, „weil die Pedal-Steel weit komplizierter war als erwartet“. Die ersten gespielten Akkorde auf dem Instrument stammten dann aus Peter Fox‘ Stück „Ich Steine, du Steine“, welches letztendlich in zwei ungewöhnlichen Versionen auf das Album kam.

Während Kögel die Pedal-Steel immer besser zu beherrschen lernte, veränderten sich die ursprünglichen „Éclairs“-Arrangements, es kam viel Selbstkomponiertes hinzu, bis Messiaen vor allem als Inspiration für das Album blieb.

Mit genauen Klangvorstellungen rekrutierte Kögel dann zuerst seinen Stammschlagzeuger Hans Otto, der neben seiner Jazz-Erfahrung jahrelang in der Psychedelic Band Welcome Inside The Brain spielte, und danach den von den Gruppen Jazzanova und Micatone bekannten Bassisten Paul Kleber, der sich in erster Linie wegen seines ausgeprägten 1970er-Jahre-Sounds anbot.

Bei einem Hommage-Konzert für den kanadischen Schlagzeuger Jerry Granelli, zu dem Kögel 2022 Kalle Kalima einlud, funkte es dann musikalisch wie menschlich sofort zwischen den beiden, so Christian Kögel: „Ich kenne keinen anderen Musiker, der auf so hohem Niveau musiziert und dabei so uneitel und unterstützend agiert.“

Fertig war ein Jahr später das Line-up und es ging 2024 ins Studio. Doch mit der kompletten Besetzung entfernte sich die Energie immer weiter von Kögels ursprünglichen Ideen, und es wurde etwas völlig Neues und Eigenes daraus: „Ich mag es, mich mit einem Thema zu beschäftigen und an einem bereits bestehenden Material so lange zu arbeiten, bis ich vergesse, dass der Ursprung gar nicht von mir ist. Erst wenn es absolut Meins ist, kann ich es freigeben.“

Christian Kögel
(Photo Credit David Beecroft)

Zwar hat Kögel alle Stücke für “M“ entwickelt, doch wurde das Album zu einem gemeinsamen Akt, denn alle vier Musiker leisteten ihren individuellen Beitrag zum Gesamtsound. Doch auch für sich selbst erschloss der Gitarrist Neuland. Erstmals ist er an der Pedal-Steel-Gitarre zu hören. Durch die schwebenden Anmutungen des Instruments erhielt sein Vokabular eine maßgebliche Erweiterung, die sich durch einige der Albumtracks zieht.

In den vierzehn Stücken des Doppelalbums, die auf die Seiten „now“ + „here“ verteilt sind, finden die Musiker üppigen Gesprächsstoff, neigen sich aus neuen Winkeln und Perspektiven aufeinander zu, entdecken an dem jeweils anderen unerwartete Seiten und Saiten. Alles ist möglich. Aus einem Wort kann sich ein Epos ergeben, ein Katarakt kann in einem Bach münden. Mal lassen sie die Saiten schreien, gelegentlich ostinato galoppieren und manchmal auch sanft gleiten. Kögel und Kalima zelebrieren die unbegrenzte Vielfalt des Austauschs auf den elektrischen Gitarren und sorgen an den passenden Stellen auch mit deren akustischem Bruder für wohltuenden Kontrast.

“M“ ist ein Gitarrenalbum, aber es ist auch viel mehr als das: ein hypnotisches Manifest von vier leidenschaftlichen Kollektiv-Erzählern, das in Dauerschleife einen Sog in einer unendlichen Spirale der Assoziationen weiter und immer weiterträgt.

Hintergrund:
Kögel und Kalima sind keine Unbekannten auf dem Pflaster der europäischen Jazzgitarre. Die beiden umtriebigen Berliner kennen und schätzen einander schon seit vielen Jahren.

Christian Kögel kann noch so expressiv spielen, er ist auch immer ein stiller Zuhörer. Er prägte die Berliner E-Gitarren-Szene bereits in einem ähnlichen Format mit Jerry Granellis Band UFB, in der er mit Kai Brückner ein überaus kontrast- und ausdrucksstarkes Gitarrengespann bildete. In den letzten Jahren war er vor allem mit der Sängerin Britta-Ann Flechsenhar in deren Band Flexkögel und seinem Wood & Steel Trio zu hören.

Kalle Kalima ist ein abenteuerlustigerTausendsassa, der sich in Dutzenden Bands und Projekten vor allem in Finnland und Berlin herumtreibt. Besonderes Aufsehen erlangte er mit dem Trio Johnny La Marama, aber auch mit Gruppen wie Klima Kalima, K-18 oder Kuu! gelang es ihm immer wieder, dem tradierten Jazz-Betrieb eine lange Nase zu zeigen.

Tourdaten:
15.01.2026 Berlin / A-Trane

Weitere Informationen:
https://christiankoegel.net/

Christian Kögel
Das neue Album: “M“
VÖ: 20.03.2026
Label: X-Jazz Music
Vertrieb: Membran (CD), The Orchard (digital)
Bestellnummern: XJM25017CD / XJM25017 (digital)
EAN/UPC CD: 199538779134
EAN/UPC digital: 199538778007
Formate: CD, digital
Labelcode: 28353

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