Lucas Santtana feiert auf seinem 10. Album mit illustren Gästen die Sprachen dieser Welt

Laut UNESCO stirbt alle vierzehn Tage auf der Welt eine Sprache und mit ihr eine Kultur und ein Wissen aus. Lucas Santtana hat für sein zehntes Album Brasiliano, das am 06.03.2026 erscheint, ein breites Spektrum aus internationalen Künstlern und Künstlerinnen dazu eingeladen, mit ihm die Vielfalt der Sprachen in der Welt zu feiern.

Unter den Gästen sind brasilianische Musiker und Musikerinnen wie Gilberto Gil, Chico César, Flavia Coelho und Rachel Reis sowie die Band Os Paralamas do Sucesso, der französische Rapper Oxmo Puccino, das okzitanische Duo Cocanha, Sänger und Sängerinnen wie Tainara Takua (Tupi-Guarani), Dimartino (Italien), Karyna Gomes (Guinea-Bissau), Piers Faccini (Italien, Großbritannien) und Marina Lado (Galizien), die in insgesamt acht Sprachen am Album mitwirken.

Die Rhythmen und Klänge aus den unterschiedlichen Welten verweben sich mit lichtdurchwirkten und vielschichtigen Arrangements zu einem polyphonen Gespräch. Themen sind das kulturelle Erbe und die kulturelle Identität, das koloniale Gedächtnis und die Möglichkeiten einer gemeinsamen Sprache. Santtana mischt populäre Rhythmen, zeitgenössische Klanglandschaften und lebhafte Melodien und feiert damit die Liebe und den kulturellen Austausch in den romanischen Sprachen, in denen die Musik zum fruchtbaren Boden für Begegnungen und Neuerfindungen wird. Sprache ist für ihn identitätsstiftend und politisch – aber eben auch immer ein hervorragendes Instrument, um die Liebesmelodien der romanischen Sprachen zu singen.

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Das Album beginnt mit der üppigen Orchestrierung der ersten Single „A História da nossa Língua“ feat. Gilberto Gil, die sich, inspiriert von einem Essay namens „Latim em pó“ von Caetano Galindo, auf die Spuren der brasilianischen Sprache begibt. „Brasiliano“ wird hier als eine Frau mit Wurzeln im italienischen Latium dargestellt, die an Bord einer Karavelle auf eine lange Reise nach Brasilien geht, bis sie dort auf die Tupi-Guarani-Kulturen trifft. Ihre gesamte Reise hindurch lernt sie andere „Völker“ alias Sprachen kennen, die zum Portugiesischen und daraus folgend dem brasilianischen Portugiesisch beigetragen haben, darunter Okzitanisch, Keltisch, Galizisch, Mozarabisch, Sprachen aus Afrika und Tupi-Guarani. Der Song beschwört indigene Worte herauf, die Teil der Kultur und des brasilianischen Alltags sind wie „Itapuã“, „Ipanema“, „Maracanã“ oder „Capoeira“. Im Refrain stellt das Stück die Frage: „Was für eine Sprache ist das? Sie heißt Brasilianisch!“.

Hintergrund Album:
Sprachen werden nicht in Wörterbüchern geboren, sondern entwickeln und verändern sich auf der Straße – durch Begegnungen, den Austausch untereinander und den Reibungen zwischen unterschiedlichen Identitäten – so die romanischen Sprachen, die sich aus dem Vulgärlatein entwickelt haben.

Mit der Ausweitung des Römischen Reiches im 4. Jahrhundert v. Chr. vermischte sich das Vulgärlatein mit den Sprachen in den eroberten Gebieten; durch diese Zweisprachigkeit entwickelte sich eine Sprachfamilie aus Italienisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch sowie Okzitanisch, Katalan und vielen weiteren mehr. Später mischten die Seefahrernationen sie mit wiederum anderen Sprachen, woraus die unterschiedlichen Kréol-Varianten entstanden.

Die brasilianische Sprache trägt den Stempel der Invasion. Im frühen 16. Jahrhundert wurde auf Weisung des Königs von Portugal den Missionaren befohlen, die indigenen Völker in ihren Heimatsprachen zu unterrichten; so entstand die „Lingua geral“, eine Mischung aus Portugiesisch und den 1200 indigenen Sprachen Brasiliens vor der Kolonisierung. Sie war bis zum 18. Jahrhundert die weitverbreitetste Sprache im Land. „Brasiliano“ wurde später durch den Sklavenhandel von Einflüssen aus mehr als 300 afrikanischen Sprachen geformt. Wer sagt, dass in Brasilien Portugiesisch gesprochen wird, behauptet damit, dass Brasilien vor seiner „Entdeckung“ durch die Portugiesen im Jahr 1500 nicht existiert habe.

Brasiliano ist ein Album, das die Wichtigkeit der Sprache als Identität beschwört. In dem Stück „Liga“ schreibt Lucas Santtana: „Listen to your language, recognize your people, so that our history will not be erased again.“

Hintergrund Lucas Santtana:
Lucas Santtana ist 1970 in Salvador de Bahia geboren. Sein Vater ist der Produzent Roberto Sant’ana und sein Onkel der bekannte Tropicália-Musiker Tom Zé. Erste Erfahrungen als Musiker sammelte er als Querflötist bei Orchestern im brasilianischen Bundesstaat Bahia; 1993 folgte eine erste Aufnahme als Musiker auf Caetano Velosos und Gilberto Gils Album Tropicália 2; mit Letzterem arbeitete er als Flötist in den 1990er Jahren weiter zusammen.

Lucas Santtana
(Photo Credit: Sandra Mehl)

Während dieser Zeit lernte Santtana in den Auftrittspausen innerhalb langer Tourneen Gitarre zu spielen und seine eigenen Songs zu schreiben, die zuerst in gemeinsame Projekte mit Arto Lindsay, Marisa Monte und Daniela Mercury mündeten, bevor er im Jahr 2000 sein erstes Soloalbum Eletro Ben Dodô veröffentlichte. Es war der Startschuss für einen Albumzyklus, der sich unterschiedlichen Sounds und Texturen annahm. Das Debütalbum war perkussiv, der Nachfolger Parada de Lucas (2003) elektronisch und beeinflusst vom gerade aufblühenden Baile-Funk, 3 Sessions In A Greenhouse (2007) stark von Dub inspiriert und Sem Nostalgia (2011) eine innovative, von Gitarre und Vocals bestimmte Antwort auf die Bossa Nova.

2012 kam mit Who Devastates Also Cures der Beginn eines neuen Zyklus, der sich mit dem post-Tropicália-Album Sobre Noites E Dias 2014 fortsetzte. Das siebte Album Modo Avião, das sich um die menschliche Identität in Zeiten des Kapitalismus, Konsumismus und der digitalen 24-Stunden-Vernetztheit beschäftigte, erschien 2017, wie auch schon der Vorgänger und die folgenden Alben O Céu É Velho Há Muito Tempo (2019) und O Paraíso (2023) beim französischen Label Nø Førmat!. Lucas Santtana lebt seit einigen Jahren in Frankreich.

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/lucas.santtana.official/

Lucas Santtana
Das neue Album: Brasiliano
VÖ: 06.03.2026
Label: Nø Førmat!
Formate: CD, digital
Vertrieb: IDOL / Indigo
UPC CD: folgt!
Katalognummer CD: NOF68
Labelcode: 35386

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