Nihiloxica mit zweitem Album und einer Abrechnung mit menschenfeindlicher Einwanderungspolitik

Nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums Kaloli im Juni 2020 spielte die ugandisch-britische Band Nihiloxica Konzerte und Festivalauftritte in ganz Europa. The Quietus nannte Nihiloxica in diesem Jahr „the best band on Earth right now“.

Album Nummer zwei ist mit seiner chaotischen Distortion-Energie und schieren Wucht eine klare Kritik an der restriktiven Einwanderungspolitik und den Einschränkungen der Bewegungsfreiheit durch die britische Regierung und viele andere Regierungen weltweit darüber hinaus. Das am 29.09.2023 bei Crammed Discs erscheinende Album Source Of Denial steckt voller Wut auf die bewusst kompliziert gestalteten Systeme und Prozesse in der Einwanderungs-Gesetzgebung vieler Länder.

Das Album entstand 2022 innerhalb eines Monats intensiver Sessions im Nyege Nyege Studio in Kampala, wo die Band schon ihre ersten EPs aufgenommen hatte. Das Vinylcover ziert ein ultrametallisches neues Logo, ein Widerhall auf die stetig anwachsenden Metaleinflüsse in den Stücken von Nihiloxica. Die Signalfarbe steht dabei für den bürokratischen Albtraum, das „Offizielle“, in dem sich Antragstellende für ein Visum wiederfinden.

Die erste Single „Kudistro“, die am 30.06.2023 erscheint, stellt einen verzerrten, wie mit einer Laserpistole gezeichneten Synthsound in den Vordergrund. Durch ein dichtes, lose von angolanischem Kuduro inspiriertes polyrhythmisches Muster singen die bugandischen Trommeln gemeinsam mit Spooky-Js resolutem Schlagzeug und den Samples. Daraus entsteht ein für die Band typisch minimalistischer Klang weit über bugandischem Techno hinaus. Hier ist Nihiloxica am konzentriertesten, rohsten und ganz bei sich.

Tracks wie „Asidi“ oder „Baganga“ flirten mit den dystopischen, mechanischen Mustern und Tonalitäten des Djent-Paten Meshuggah, während die starke Synth-Folge im Titelstück den Geist einer 8-saitigen Gitarre, synthetisierten Palm Mutes und mehr heraufbeschwört. Das alles mischt sich mühelos mit den machtvollen bugandischen Ngoma-Trommeln und den Clubsounds, für die die Band bekannt worden ist. In Tracks wie „Olutobazzi“, „Postloya“ und „Trip Chug“ wird den Trommeln neues Leben eingehaucht. Sie werden mehr als zuvor manipuliert, wobei die Grenzen zwischen Tradition und Techno, zwischen akustisch und synthetisch immer weiter verwischen.

Abseits des Studio-Outtakes „Preloya“ gibt es nur durch knisternde Telefonlautsprecher gejagte, computergenerierte Stimmen auf dem Album. Sie sprechen von Antragsverfahren, Charakterprüfungen und Rechenschaftspflichten, wodurch eine kafkaeske Rückkopplungsschleife entsteht, eine Lawine an beständigen Ruftönen, unheimlich wirkenden britischen Akzenten und rigorosen interrogativen Befragungen.

Die dadurch entstehenden Frustrationen sind ein ständiger Begleiter für die global ausgerichtete Band. Sie musste 2022 eine komplette Tour im Vereinigten Königreich absagen und erst kürzlich konnte ein Auftritt dort nur mit drei Bandmitgliedern stattfinden.

Nihiloxica hat zu diesem Thema ein hier im Original zitiertes Statement abgegeben:
„We wanted to create the sense of being in the endless, bureaucratic hell-hole of attempting to travel to a foreign country that deems itself superior to where you’re from. We’re focussing on the UK as that’s where we’ve had the most trouble, but the problem goes much, much further. In this system if you have a certain passport or have even visited a certain country then you’re an appropriate subject to be interrogated and insulted time and time again just to prove that you’re worthy to enter, and normally this involves proving you have a good enough reason to want to leave again! The arrogance of it is unbearable. This album was a way to express our disdain towards it… What exactly is the source of your denial? Your passport? Your bank balance? Your skin colour? You’ve paid huge sums of money to be thrown from one profit-driven ‘service centre’ to another, each denying responsibility, each limiting your right to freedom of movement as a human being. Despite some other serious humanitarian shortcomings, Uganda accepts some of the highest numbers of refugees in the world. Meanwhile the UK is trying to send them away to Rwanda. That says it all.” – Nihiloxica

Im Mai 2023 ist die Band in Deutschland getourt, für den Sommer und Herbst stehen vor allem Auftritte im restlichen Europa an. Später im Jahr und im Frühjahr 2024 soll Nihiloxica wieder zurück nach Deutschland kommen.

Hintergrund:
Nihiloxica gründete sich 2017, nachdem die britischen Musiker Spooky-J und pq in Kampala auf Isa, Sally, Prince and Spyda, vier ugandische Perkussionisten des Nilotoka Cultural Ensemble trafen. Das Debütalbum Kaloli und die spektakulären Auftritte der Band wurden in den Medien gefeiert. 2021 folgte eine EP namens Kaloli Recycled. Der Name der Band ist eine Anspielung darauf, dass eine Quelle des Nils bei Kampala liegt.

Weitere Informationen:
http://nihiloxica.com/
https://www.facebook.com/nihiloxica/

NIHILOXICA
Das neue Album: Source Of Denial
VÖ: 29.09.2023
Label: Crammed Discs
Vertriebe: Indigo (CD) / PIAS (digital)
Bestellnummer: cram314
EAN CD: 876623008613
EAN LP: 876623008552
Formate: CD, LP (limitiert), digital
Labelcode: 08689
Achtung: das abgebildete Cover ist das der Vinylversion!

Siehe auch:
Nihiloxica – Kaloli: https://www.ub-comm.de/?p=5442

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