Balkan Beat Box mit neuem Album am 02. März 2012

Im Dezember wurde das vorab veröffentlichte Video „Political Fuck“ vom Sender Al Jazeera zum „Video der Woche“ gekürt. Nun liegt das neue Album von Balkan Beat Box endlich vor und wird ab 02. März 2012 in den deutschen Läden stehen.

Für Balkan Beat Box (Tomer Yosef, Ori Kaplan und Tamir Muskat) stellt Give eine Richtungsänderung dar. Nach großen Line-Ups und vielen Gästen auf dem letzten Album zogen sich die drei ganz bewusst alleine, nur mit alten analogen Synthesizern im Gepäck in ein Studio zurück. Bei den Aufnahmen verstärkten sich die schon auf dem Vorgängeralbum Blue Eyed Black Boy abzeichnende rockige Richtung sowie aktuelle Trends in der afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Elektronik-Clubszene mit ihrer Vorliebe für Ragga, HipHop und Electronica in ihrer Musik weiter und die Texte wurden politisch explosiver denn je.

Give sollte ursprünglich ein “introvertierteres Album” werden, sagt Ori Kaplan, „wir hatten Spaß dabei zuzusehen, was aus uns Dreien heraus entstand“. „Trotzdem denke ich, dass dies unseren Sound so konzentriert hat wie noch nie“, fügt Frontmann Tomer Yosef hinzu. „Wenn wir zusammen sind, nur wir drei, funktioniert es einfach. Wir gehen am Morgen in ein Studio und jeder von uns hat eine Idee und wir verlassen es am Abend mit einem Song, der fast fertig ist. Für mich ist das immer noch unglaublich.“

Give strotzt gerade so vor handgemachten Beats und Samples und ist Balkan Beat Box’ bislang klanglich strukturierteste Palette. „Dies ist unser größtes Hardcore-Album bis dato,“ sagt Tamir Muskat. „Definitiv musikalisch – es hat einen härteren Elektroniksound. Die Songs und Inhalte sind außerdem irgendwie dunkler und politischer.“

Balkan Beat Box gingen 2005 mit ihrem selbstbetitelten Album aus der New Yorker Underground-Szene hervor. Gegründet von den beiden in Israel geborenen, aber in New York lebenden Musikern Ori Kaplan (ex-Gogol Bordello) und Tamir Muskat (ex-Firewater) baute sich die Band ihren Ruf durch explosive Livekonzerte auf und wurde zum Publikumsliebling und ein Favorit der Kritiker. Bald danach stieß Tomer Yosef als Frontmann dazu und elektrisiert mit seiner Energie auf der Bühne seitdem das Publikum.

Ihr erstes Album für Crammed Discs war das mit Tamirs kantigen Beats, Oris Melodien und Tomers kompromisslosen Texten ausgestattete Album Nu Med (2007). Danach besuchten BBB mit Blue Eyed Black Boy (2010) Belgrad und andere Orte im Osten und gewannen durch ihre kraftvollen und mitreißenden Liveauftritte immer mehr treue Fans.

Give fängt die vorsichtige Hoffnung und den zornigen Geist unserer Zeit ein, inspiriert von den Protesten in der ganzen Welt – vom arabischen Frühling über Occupy Wall St. bis zu den sozialen Protesten in Israel. Ori erklärt dazu, dass Give sich um „ihre Unzufriedenheit mit den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Systemen“ dreht, „die unser Leben bestimmen und die den Ton angeben, in welch einer Welt unsere Kinder leben werden“. „Es geht um unsere Unterstützung der unterschiedlichen Bewegungen und Revolutionen auf der ganzen Welt und um den Kampf gegen die Gier der Großunternehmen, die unsere Gesellschaft im Griff hat und unsere Anführer entweder gelähmt oder bestochen hat.“

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Diese schwelende Wut kann man in Songs wie „Political Fuck“ oder „Enemy In Economy“ hören, eine wahre Geschichte über Tomers Festnahme durch die US-Behörden, die ihn auf einem Flug mit Alaska Airlines fälschlich für einen Terroristen hielten. „Wir waren auf Tour und ich hatte gerade diese neue Kamera bekommen mit der ich im Flugzeug viele Photos schoss“, erklärt Tomer dazu und führt weiter aus, „und diese eine Flugbegleiterin flippte aus, weil da dieser dunkelhäutige, arabisch aussehende Typ war – ich! – der auf ihrem Flug Bilder machte. Als wir landeten, kamen ein Sheriff und fünfzehn Beamte an Bord und brachten mich in Handschellen weg. Sie hatten Hunde auf dem Flugfeld und so weiter! Sie befragten mich mehr als zwei Stunden, bevor sie mich gehen ließen. Ich rate mal, dass sie mich gegooglet haben oder so etwas. Der Sheriff war sehr nett, aber die ganze Sache war komplett verrückt und machte mich stinksauer.“

In einer Song-Suite (“Money”, “Minimal”, “Porno Clown” und “Look Like You”) wird der Zorn der Band am klarsten. Sie stellen einen Protagonisten vor, den Ori den „fantasy man“ nennt. Er ist ein stereotypes „großes Kapitalistentier“, der sich aufgrund seiner leeren materialistischen Werte auf Kollisionskurs mit dem Wahnsinn befindet. Oder wie Ori es ausdrückt: „Er weiß um seine degenerierte Moral und lässt die Fassade seines Lebens hinter sich, dabei wirft er seine Haut ab und findet sich alleine, isoliert und stumm wieder.“

Ein weiteres wichtiges Thema auf Give ist die Vaterschaft – alle drei Mitglieder von BBB wurden nach den Aufnahmen für ihr letztes Album Väter und Tomer erklärt, wie das ihre Sicht auf die Dinge verändert hat: „Wenn du Kinder hast, wirst du dir ein bisschen bewusster darüber, was auf der Welt passiert und was für eine Welt wir deinen Kindern hinterlassen. Als wir anfingen uns umzusehen, mochten wir nicht, was wir sahen und das gab uns den Impuls darüber zu sprechen, um die wenige Macht, die wir haben, zu nutzen, um Dinge zu ändern.“

“Im Studio gab es manchmal verrückte Vibes”, lacht Tamir, “wir nahmen einige unserer härtesten Songs auf, aber unsere Kinder waren da, rannten herum und spielten mitten im Geschehen. Ich denke, dass das den Dingen hoffnungsvolle Vibes verlieh… es hat uns daran erinnert, dass wir für etwas kämpfen, nicht nur gegen alles.“

Diese Hoffnung tritt am klarsten im Stück “Part of The Glory” hervor, einer Meditation über die Rolle der sozialen Medien und youtube, die Ori so beschreibt: “wir alle haben etwas Einzigartiges in uns. Wir haben diese wunderbaren Talente, die wir auf youtube vorstellen. Aber trotzdem leben wir in dieser Schattengesellschaft von Arbeitsmigranten und Illegalen, die die Maschinen unserer Welt am Laufen halten und die wir im wahren Leben ignorieren.“

Give ist zu gleichen Teilen Hoffnung und Wut – das Album zwingt uns, einen nüchternen Blick auf die Welt zu werfen, in der wir jetzt leben, aber gleichzeitig auf eine bessere Welt hinzuweisen, die wir schaffen können, wenn wir das nur wollen.

12.04.12 A-Wien / Flex
18.04.12 München / Freiheiz
22.04.12 Köln / Gloria (Funkhaus Europa)
10.05.12 Bielefeld / Forum
12.05.12 Berlin / Lido
Tourveranstalter: http://www.fourartists.com

Weitere Informationen:
http://www.balkanbeatbox.com/
http://www.myspace.com/balkanbeatbox
http://www.facebook.com/balkanbeatbox
http://twitter.com/BalkanBeatBox
http://www.crammed.be

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