Louis Matute mit neuem Album am 02.01.2026 bei naïve

Im März 2025 zieht es den Schweizer Gitarristen und Komponisten Louis Matute ins legendäre Studio La Frette in der Nähe von Paris, um mit seinem bewährten jungen franko-schweizerischen Large Ensemble ein neues Album aufzunehmen.

Schon lange ist Lateinamerika eine musikalische Fantasie für Louis Matute, und die Musik der unterschiedlichen Regionen des Kontinents spielt in seinen Kompositionen immer eine große Rolle. Mit dem neuen Album Dolce Vita, das am 02.01.2026 erscheint, geht er nun in eine noch sehr viel persönlichere Richtung. Es ist inspiriert und durchzogen von seinen eigenen familiären Wurzeln und seiner Familienhistorie im mittelamerikanischen Honduras.

Hinter dem sorgenfrei erscheinenden Titel des Albums verbirgt sich eine äußerst dunkle und schmerzhafte Geschichte der erzwungenen Flucht von Louis’ Großvater Carlos Humberto Matute und dessen Familie vor der honduranischen Diktatur. Louis taucht unter dem ironischen Motto des „schönen Lebens“ tief in die bewegte Historie Lateinamerikas ein, das jahrzehntelang unter der brutalen Herrschaft von Militärregimen und imperialistischen Großkonzernen wie der United Fruit Company (heute Chiquita Brands) litt.

„Dieses Album ist mehr als nur Musik – es ist eine Suche nach Identität.
Dolce Vita erzählt von der Flucht meiner Familie und der Rolle meines Großvaters in Tegucigalpa im Kampf gegen den amerikanischen Imperialismus und dessen Bestreben,
Zentralamerika durch die United Fruit Company zu unterwerfen.“
(Louis Matute – Mai 2025)

So findet man in den neuen Kompositionen weniger die Dörfer aus Gabriel Garcia Márquez‘ Skizzen, dafür aber die Gewalt gegenüber rechtelosen Arbeitern und Arbeiterinnen und den Schmerz eines erzwungenen Exils. Das erste Stück erinnert an eines der schlimmsten Massaker auf den Bananenplantagen von Santa Marta in Kolumbien im Jahr 1928, und die Klaviermelodie trägt uns wie eine Reminiszenz in den nächsten Track „Le jour où je n’aurai d’autre désir que de partir“ hinein.

Nach vielen Jahren der Militärdiktatur gab es 1971 überraschend Wahlen in Honduras, und der frisch gewählte Präsident Ernesto Cruz ernannte Carlos Humberto Matute, der schon zwei Jahrzehnte zuvor erfolgreich für höhere Löhne der Arbeiter gekämpft hatte, zum Wirtschaftsminister. Während seiner Amtszeit widmete er sich besonders dem Kampf gegen den Analphabetismus, von dem die Hälfte der damaligen Bevölkerung betroffen war. Schon eineinhalb Jahre später war die kurze Demokratiephase allerdings wieder Geschichte, und Diktator Oswaldo López Arellano putschte sich an die Macht zurück. Das Schlagzeug und die wütende Percussion in dem Stück „Tegucigalpa 72“ erinnern an diese Zeit.

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Matutes Familie sah die Flucht als einzige Möglichkeit in dieser Situation. Carlos Humberto Matute wurde bedroht, da er nicht mit dem Regime zusammenarbeiten wollte, und ein Familienmitglied wurde ermordet. Über das peruanische Lima und einen Kontakt bei der UN gelang es den Matutes nach einer Schießerei direkt vor ihrem Haus schließlich in die Schweiz zu fliehen und sich in Genf niederzulassen, wo Jahre später Louis Matute aufwuchs.

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Auf dem Album ist Louis‘ sensible Handschrift nach wenigen Takten erkennbar, die berührenden Melodien, der besondere Klang von Trompete und Tenorsaxophon und natürlich auch der Gitarrist selbst, dessen bewusst seltene Soli umso mehr Wirkung entfalten. Die neuen Stücke glänzen durch das herausragende Schlagzeugspiel von Nathan Vandenbulcke, die energiegeladenen Trompetensoli von Zacharie Ksyk („Tegucigalpa 72“) und die sinnlichen Tenor-Saxophon-Soli von Léon Phal („O Que O Amor“), getragen vom Kontrabassisten Virgile Rosselet und der enormen Vielseitigkeit des Pianisten Andrew Audiger.

Gemeinsam lotet das Ensemble in poetischen Kompositionen musikalische Grenzen zwischen honduranischen und brasilianischen Einflüssen, Jazz, Groove, karibischem Rock und Vintage-Texturen neu aus. Komplettiert wurde das Album später mit dem Schweizer Rapper Rico TK bei dem Stück „I’ll See You Soon“ und in Brasilien, wo die Stimmen von Joyce Moreno und Dora Morelenbaum bei jeweils einem Stück aufgenommen wurden.

Hinter dem süß und verheißungsvoll klingenden Titel Dolce Vita verbirgt sich eine weitaus dunklere Realität, die auch heute noch von Südamerika bis nahe an den Fluchtort der Matute-Familie reicht. Im Schweizer Ort Etoy liegt einer der beiden Hauptsitze von Chiquita Brands. 2014 wurde die Marke zu einer Strafzahlung von 25 Millionen Dollar verurteilt, da sie die paramilitärische Gruppe AUC finanziert hatte, die Kriegsverbrechen in Kolumbien beging.

Hintergrund:
Die Entwicklung von Louis Matute und seinem Large Ensemble zählt zu den spannendsten Entdeckungen des zeitgenössischen europäischen Jazz, wie seine Auftritte im Rahmen der Jazzahead 2025 und vieler anderer Festivals und Clubkonzerte eindrucksvoll zeigen. Er öffnet Türen und Fenster, reist, erzählt, findet in der Menschlichkeit und in der Resilienz Heilung – und erschafft daraus Musik, die das Persönliche berührt und das Universelle anspricht. Und vielleicht dürfen wir „Dolce Vita“ ja dann doch einmal ganz wörtlich nehmen?

Louis Matute live:
11.10.2025 FR-Lyon / Un Doua de Jazz
12.10.2025 FR-Quimper / Prem Jazz Quimper
15.10.2025 SWE-Stockholm / Stockholm Jazz Festival
11.11.2025 Leverkusen / Jazztage
22.11.2025 CH-Genf / Epicentre
28.11.2025 CH- Monthey / Theátre du Crochetan
05.12.2025 CH-Fribourg / Fri-Son
22.01.2026 FR-Paris / New Morning
21.03.2026 CH-Morges / Theatre Beausobre

Weitere Informationen: http://www.louismatute.com/

Louis Matute
Das neue Album: Dolce Vita
VÖ: 02.01.2026
Label: naïve
Vertrieb: naïve (via Believe)
Katalognummern: BLV9002 (CD) / BLV9003 (LP)
Formate: CD, LP, digital
EAN/UPC: 3700187690021 (CD) / 3700187690038 (LP)
Labelcode: 00540

Siehe auch:
Louis Matute – Small Variations from the Previous Day: https://www.ub-comm.de/?p=7418

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