2019 veröffentlichte Fabian Dudek Creating Meaning, das Debütalbum seines damals ganz neu formierten Quartetts und präsentierte das Album bei einer anschließenden Tournee. Der Kölner Stadtanzeiger nannte die Platte schlicht „Meisterwerk“, die FAZ beschrieb Dudek als „echten Überflieger des zeitgenössischen Jazz“ und das Journal Frankfurt notierte: „Die virtuosen Eskapaden des jungen Alt- und Sopran-Saxophonisten faszinieren mit spielerischer Komplexität, darüber hinaus kann Dudek auch als phantasievoller Komponist überzeugen und zuweilen fast lyrisch klingen.“
Das neue Album Isolated Flowers des Quartetts um Fabian Dudek, das am 25.03.2022 bei Traumton erscheint, dokumentiert die kompositorische Entwicklung des Bandleaders und das Zusammenwachsen der vier Musiker. „Wir haben unser Spektrum wesentlich erweitert“, konstatiert Dudek, „im Hinblick auf die gemeinsame Erarbeitung meiner Stücke ebenso wie in der spontanen Interaktion in Improvisationen.“
Beide Aspekte sind aus Dudeks Sicht essenziell für die Musik. „Durch die Corona-Einschränkungen konnten wir 2020/21 weniger Konzerte spielen als geplant. Umso mehr haben wir geprobt und uns konsequent mit Details beschäftigt. Das ist extrem wichtig, denn selbst wenn meine Stücke relativ umfangreich notiert sind, betreten wir im Zusammenspiel jedes Mal unbekannte Territorien. Je nachdem, wie die anderen wahrnehmen, was ich mir ausgedacht habe, wie sie meine Ideen mit eigenen Einfällen und Gefühlen bereichern, entsteht eine neue Art von Sprache.“ Sämtliche Stücke würden von allen ausformuliert, fasst Dudek die Kommunikation auf Augenhöhe zusammen. Der gleichberechtigte Charakter der Band kann dazu führen, dass seine Kompositionsvorschläge umfassend umgestaltet oder sogar gänzlich verworfen werden. Als Beispiel nennt Dudek „I Can’t“, den vergleichsweise konventionellsten Titel des Albums, von dem fast die Hälfte der ursprünglichen Notation in die Tonne wanderte. Mit überraschendem Ergebnis: „während ich das Stück schrieb hätte ich nicht gedacht, dass es mal zu einer Ballade werden würde.“
Als ein prägendes Element von Isolated Flowers nennt Dudek Dualität. Dabei denkt er an die Spannung zwischen Intellekt und Emotionalität, Komplexität und tiefen Empfindungen, die das gemeinsame Spiel ausmacht. Und an die Einflüsse, die ihn beim Schreiben inspirierten und Stimmungen zwischen Melancholie und Aufbegehren auslösten. „Ich höre viel Neue Musik und freue mich über ihre ‚ausgecheckten‘ Details, mir gefällt aber auch eingängiger Pop. Gradlinige Rhythmen, etwa im Soul, sprechen mich genauso an wie ein komplexer Puls, den man zwar fühlt, bei dem man aber nicht komplett versteht, was passiert.“ Das Titelstück, „Isolated Flowers“, hat eine Geschichte, die exemplarisch für Dudeks Herangehensweise steht. „Ich hatte mir während des Lockdowns eine Kamera gekauft, eine Serie mit Naturaufnahmen geschossen und dazu Texte auf Deutsch geschrieben. Dann verwandelte die Übersetzungsmaschine meine Formulierung ‚alleinstehende Blumen‘ in ‚isolated flowers‘. Einerseits ist das noch romantischer, andererseits hat die Maschine das deprimierte Gefühl verschärft und meine Stimmung im damaligen Eingeschlossensein noch gnadenloser zugespitzt.“
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Die Platte sei aber keinesfalls ein Pandemie-Album, betont Dudek: „andere Zeitfragen beschäftigen mich genauso, etwa Klimapolitik, Waffenexporte und Migration.“ Die Konfrontation von Natur und Industrie reflektiert „Pretty Ugly“, dessen Titel sich absichtsvoll in mehrere Richtungen lesen lässt. „Der Gedanke zu diesem Stück kam mir beim Besuch einer Roger Melis-Ausstellung. Eins seiner Fotos zeigt eine schöne Landschaft, in deren Mitte eine Zementfabrik steht.“ „Reality, The Hypocrite“ transferiert Dudeks Ärger über Heuchler in der Politik in expressive Töne, „Sick Days“ ist ebenfalls künstlerischer Kommentar zur Zeit. „Hier symbolisiert der Synthesizer, der wabert und im Lauf der Zeit aus der Stimmung driftet, ein diffuses Gefühl der Unsicherheit und Machtlosigkeit“ so Dudek.
Leidenschaft, Entschlossenheit, Dringlichkeit: Fabian Dudeks explosive Saxophon-Modulationen vermitteln immer wieder den Eindruck, als blase er sich die Seele aus dem Leib. Und das ist auch so. „Ich habe mich jahrelang mit dem Saxophon beschäftigt und kann mit dieser Band endlich so spielen, wie ich es mir vorstelle“, sagt Dudek. Als Impulsgeber nennt er Frank Gratkowski, bei dem er dieser Tage seinen Master-Abschluss absolviert, den amerikanischen Saxophon-Vordenker Henry Threadgill, Soul-Irrwisch James Brown und Funkjazz-Legende Maceo Parker, Trompeten-Virtuose Ambrose Akinmusire und den Komponisten Charles Ives. „Es macht mir Spaß, beim Komponieren Puzzleteile neu zusammen zu legen. Aber was letztlich zählt ist, im Moment zu sein, statt brav Regeln zu folgen oder stur an Konzepten festzuhalten. Der kompositorische Rahmen wird nur gebaut, um ihn als Startrampe zu benutzen, hin zur völligen Ekstase.“
Es ist offenkundig, dass das Quartett während der zweitägigen Aufnahmen im Kölner Loft immer wieder entfesselte Zustände erreicht hat. Entsprechend versteht Fabian Dudek Isolated Flowers vor allem als Reflexion über eben jene Zeit, in der das Album entstanden ist. Gut möglich, dass die Stücke bei kommenden Konzerten zumindest in Teilen schon wieder anders klingen. Die grundsätzliche Haltung der versierten Individualisten wird sich indes nicht ändern. Mit überschwänglich-jugendlicher Verve und entschlossenem Gestaltungswillen lebt die Band um Fabian Dudek die Freiheiten des zeitgenössischen Jazz aus. Sie kreiert weite Spannungsbögen und eine packende Intensität, die niemanden unberührt lässt.
Tourdaten:
19.03.2022 Darmstadt / Stadtkirche
20.03.2022 Köln / Loft
11.10.2022 München / Seidlvilla
06.11.2022 Pohrsdorf / Saxstall
09.11.2022 Köln / Collegium Musicum (Universität zu Köln)
11.11.2022 Frankfurt / Nebbiensches Gartenhaus
18.02.2023 Taubenbach/Reut / Zoglau3
HINTERGRUND:
Fabian Dudek (Altsaxophon, Komponist) wurde 1995 geboren, wuchs im Rhein-Main-Gebiet auf, und lebt in Berlin. Der angehende Saxophonist wurde von der Plattensammlung seines Vaters (Coltrane, Davis, Brötzmann, Threadgill u.v.a.) inspiriert. Noch als Gymnasiast wurde er Jungstudent an der Mainzer Hochschule. 2016 erhielt Dudek mit seiner Band The Where Me?! das hochdotierte Jazzstipendium der Stadt Frankfurt, 2017 den Solistenpreis des Jungen Jazzpreis Osnabrück. Während seines Studiums in Köln formierte er 2018 sein eigenes Quartett, spielte außerdem mit Robert Landfermann und Dominik Mahnig als Trio und (bis heute) im Quartett von Simon Below. Mit letzterem gewann er 2018 den Grand Prix des Festivals Tremplin Jazz d’Avignon. Nach seinem mit Bestnote bestandenen Bachelorstudium arbeitet der Stipendiat der Studienstiftung des dt. Volkes an seinem Master bei Frank Gratkowski. Dudek trat u.a. beim Deutschen Jazzfestival in Frankfurt, Moers Festival, Jazzfest Bonn, Klaeng Festival, c/o Pop, Klaipeda Jazz Festival, in der Kölner Philharmonie und vielen namhaften Clubs auf. Konzertreisen führten ihn in die Schweiz, die Niederlande, Litauen, Ecuador und Indien. https://fabiandudek.de/
Der 1990 geborene Schlagzeuger und Komponist Fabian Arends (Schlagzeug) lebt in Köln und wurde vom Deutschlandfunk mehrfach als „Shootingstar der deutschen Jazzszene“ betitelt. Er gibt weltweite Konzerte und Workshops und arbeitete mit Musikern wie Lee Konitz, Thomas Morgan, Larry Goldings, Jacob Anderskov, Kasper Tranberg, Sebastian Gille, Marc Copland, Hayden Chisholm, Simon Nabatov, Pablo Held, Robert Landfermann, Thomas Rückert. 2017 wurde Arends für sein Album Levitate für den Echo Jazz nominiert. Zwei Alben mit seiner Band Fosterchild folgten. Neben eigenen Bands arbeitet Arends auch in Lucas Leidingers Aurora Trio, Reza Askari´s Roar, Jason Seizers Cinema Paradiso Quartett, dem Fabian Dudek Quartett oder im Duo mit David Helm. Mittlerweile produziert Arends mehr und mehr eigene elektronische Musik, vor allem mit modularen Synthesizern. 2018 war er Stipendiat der Kunststiftung Baden-Württemberg. Fabian Arends lehrt seit 2016 Schlagzeug und Improvisation an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.
David Helm (Kontrabass), 1990 in Weilburg a.d. Lahn geboren, lebt und arbeitet als komponierender Improvisator und Multi-Instrumentalist in Köln. Er ist als Kontrabassist international bekannt. Geprägt durch seine Erfahrungen in einem Knabenchor, war ihm immer klar, dass aller Intellekt ohne die Verbindung zu etwas unbeschreiblich Höherem wertlos ist. Parallel zum Chor ließ er sich im krachigen Sud kleinstädtischer, matschiger Punkfestivals treiben. David arbeitet vorrangig auf den Feldern der frei improvisierten, experimentellen & Noise Musik sowie Jazz, immer auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Über die letzten Jahre hat er seine Stimme wiederentdeckt und verwebt sie gemeinsam mit Gitarre in Songs und improvisierte Kontexte. Sein Spiel ist auf über 50 Platten dokumentiert. 2019 erhielt er den Jazzpreis der Stadt Köln. Derzeit fokussiert David sich auf sein neues Duo-Projekt mit Jozef Dumoulin, das bereits im Loft Köln aufgenommen wurde. Anfang des Jahres erschien seine Soloveröffentlichung Circle Of Life. Als sein Songwriter-Alter Ego Marek Johnson arbeitet er außerdem an einer neuen Platte.
Felix Hauptmann (Klavier, Synthesizer) lebt und arbeitet seit seinem Studium an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Er ist als Pianist und Komponist Teil der jungen, progressiven Szene der Stadt und arbeitet mit diversen Ensembles wie dem Fabian Dudek Quartett, dem Pascal Klewer Quintett & BigBand sowie dem Berthold Brauer Sextett. Seit 2020 macht er mit seinem neuen, akustischen Trio PERCUSSION (neben Hauptmann mit Roger Kintopf (Bass) und Leif Berger (Schlagzeug)) auf sich aufmerksam. Das erste Studioalbum erscheint Anfang 2022. Darüber hinaus arbeitet Felix Hauptmann an Kompositionen für ein siebenköpfiges Ensemble, das sich mit Literatur von Dichterinnen aus dem 20. und 21. Jahrhundert beschäftigt. Ende 2020 ist das erste Solo-Album Bloom (Night) erschienen, im November 2021 das zweite mit dem Titel piano solo. Felix Hauptmann ist seit 2020 Dozent für Jazzpiano an der Bergischen Universität Wuppertal (BUW).
FABIAN DUDEK
Das neue Album: Isolated Flowers
VÖ: 25.03.2022
Label: Traumton Records
Vertrieb: Indigo
Formate: CD, digital
Katalognummer CD: 4701
UPC: 705304470121
LC: 05597
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