Songs über Verrat und Vergebung, Hoffnung und Corona: George Leitenbergers siebtes Soloalbum im Dezember 2020

Die Produktion von George Leitenbergers neuem Album Blackbox – Songs über Verrat und Vergebung, Hoffnung und Corona, das am 11.12.2020 veröffentlicht wird, beginnt mit einem „eigentlich“. Ursprünglich wollte der kosmopolitische, in Deutschland geborene Singer-Songwriter mit heutigem Wohnsitz Genf andere Themen auf seinem siebten Album präsentieren, „mehr gesungene Roadmovies oder persönliche Expeditionsberichte über den Zustand des Zusammenlebens (oder sein Gegenteil), den man Gesellschaft nennt“, über das „Abgleiten der Wahrnehmung in Echokammern“ und mehr. Aber dann brachen private Katastrophen und Corona über ihn hinein, erschütterten ihn bis ins Mark und er musste sich damit auseinandersetzen, ob er denn wollte oder nicht.

So führt das Album den Hörer wie in einer Rückschau mit einem Flugschreiber, einer „Blackbox“ durch den Spiegel von Niedertracht, Trennung und Trauer, durch Entsetzen, Enttäuschung und Sprachlosigkeit hin zu leiser Hoffnung und lebensbejahender Melancholie. „Noch nie habe ich mich so exponiert wie auf dieser Platte“, sagt George Leitenberger und diese Ehrlichkeit zieht sich durch die Texte des Albums.

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„Lieder – bis zum Hals in den Singer/Songwriter-Traditionen; handgemacht, melancholisch und warm” so die Liner Notes von Christian Beck zur musikalischen Umsetzung. Eingespielt wurden fast alle Songs im Januar 2020 im Genfer Smokey Joe’s Studio/ Usine Kugler, zwei folgten im März im Silberblick Studio in Berlin nach, dann kam der große Stillstand und nichts ging erst einmal mehr. In „einer Art Arrest“ schrieb Leitenberger neue Stücke über die Situation, „die dann auch auf das Album wollten“. So wurde der Arbeitstitel „Blackbox – Songs von Verrat und Vergebung – und Hoffnung” erweitert um „Corona” und weitere Stücke entstanden im hauseigenen Atelier in Genf.

Neben George Leitenberger an Gesang, Gitarren, Banjo, Harmonika, Brummeisen und Melodika wirken auf dem Album langjährige Weggefährten und neu dazu gekommene Musiker mit:

Nora Beisel: Stimme
Tobias Fleischer: E-Bass
Sebastian Pietsch – Tenorsaxophon
Andreas Albrecht – Schlagwerk, Stimme und Produktion
Clarissa Mo: E-Bass, Kontrabass, Stimme
Klaus Eichberger: Klavier, Orgel, Akkordeon
Roddy McKinnon: E-Gitarre, Akustik-Gitarre

Fünf der siebzehn Stücke, die in den letzten beiden Jahren entstanden sind, handeln von Verrat, der Möglichkeit von Vergebung und wie man mit ihnen umgehen kann. Musikalisch steht auch dieses Album für den typischen George-Leitenberger-Sound, handgemachte, auf Vintage-Instrumenten gespielte Stücke, oft in open-tunings und bewusst reduziert instrumentiert, um den Songs ihren akustischen Singer/Songwriter-Kern zu lassen.

So werden im melodischen Country-Blues von „Preiswert“ toxische Menschen beschrieben, die sich allzeit materielle Vorteile verschaffen wollen und der Song „Schleicher“ dreht sich, wie der Titel schon andeutet um Erbschleicher im direkten persönlichen Umfeld. Der wunderbar mit Fingerpicking und einer Art „White Gospel“ umgesetzte „Zauberberg“ schließt daran an und erzählt von der Traurigkeit über das Hintergangenwerden durch ehemals nahestehende Menschen.

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Eine mögliche Reaktion auf Verrat ist Rache, aber wie die grungige Folkballade „Lass los“ ausführt, frisst sie nur dein Herz auf, stattdessen will der Song Mut machen, über die Enttäuschung hinwegzukommen. Auch Verbitterung ist keine Lösung, sie führt nur in die stille Hölle der Resignation, wie der entspannte, jazzig angehauchte Song „Kein Wunder“ beschreibt. Stattdessen kann Vergebung im Oscar Wilde’schen Sinne ein befriedigender Weg sein: „Always forgive your enemies – nothing annoys them so much.“

Auch ein schon 1989 entstandenes, aber bis dato unveröffentlichtes Stück namens „Friedrich“ passte gut zum Thema. In der klassischen Folk-Blues-Ballade geht es um einen Ex-Nachbarn in Berlin, der von seiner Flucht aus dem Osten schwer traumatisiert war und von der „Fürsorge“ unmenschlich behandelt und verraten wurde. Von einer ganz anderen Art des Verrats, dem eines Flugkapitäns an seinen Passagieren handelt „Skydevil“. Das war das Passwort, mit dem der psychisch kranke Ko-Pilot einer abgestürzten Germanwings-Maschine im Internet kurz vor dem Crash unterwegs gewesen war.

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Das erste der „Corona“-Lieder, ein Stück namens „Zeitenwende“, entstand im Lockdown in Genf in genau der Form, wie es auf dem Album enthalten ist, ohne Zuspielungen oder Veränderungen. Es war ein Versuch, die „surreal reale Atmosphäre in Worte zu fassen, dieser Ohnmacht auf meine Weise und mit meinen Mitteln etwas entgegenzusetzen“ so Leitenberger. Auch „Richtung Riff“ und das dringliche, durch Fingerpicking vorangetriebene „Schwarze Schwäne“ entstanden auf diese Weise, über Letzteres sagt er: „Text und Musik [waren] zusammen ins Zimmer geflattert, ich musste sie nur bitten zu bleiben.“

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Das mit Bossa-Beat umgesetzte Stück „Zweite Halbzeit“ ist zwar im Lockdown entstanden, handelt aber von einem Riesengeschenk, einem erwachsenen Sohn, einem Familienvater, von dem George Leitenberger erst vor zwei Jahren durch einen Anruf Marke „kann es sein, dass…“ erfuhr, dass es ihn gibt.

Unter den anderen Stücken ragt eine Hommage an den 2017 verstorbenen Schauspieler Andreas Schmidt heraus. Die beiden lernten sich 1985 am Stadttheater in Dortmund kennen. George spielte ihm „Wild Horses“ vor und Schmidt überzeugte ihn davon, dass er bei der Musik bleiben sollte. Später wohnten und arbeiteten sie in der Solmsstraße in Kreuzberg. Wer Andreas Schmidt kannte, der weiß, dass dieser Song „Birdy” alles, nur keine traurige Ballade werden durfte; und so ist das Midtempo-Stück mit fluffigen Jazzakkorden ausgestattet und erzählt davon, wie die beiden Alan Parkers gleichnamigen Film im Yorck Kino sahen und danach durch SO 36 geradezu „flogen“.

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Der Bogen zum ursprünglichen Plan eines Albums mit „Reiseliedern“ wird mit dem an JJ Cale erinnernden Stück „Unterwegs #2“ dann doch noch gespannt, aber auf seine eigene Art, denn „die innere Reise ist die entscheidende, nicht die äußere“. Das Album schließt mit der „MS Esperanza“, einem nach dem Tod von Leitenbergers Schwester entstandenen Song, der mit seiner lebensbejahenden Melancholie ein Appell ist, sich statt zynisch zu werden mit den Dingen abzufinden, die man nicht mehr ändern kann.

Kurzbiographie (eine ausführliche Biographie ist auf Anfrage erhältlich):
George Leitenberger ist im Schorndorfer Schloss aufgewachsen, einer Mischung aus Forstamt, Knast, Finanzamt und Amtsgericht direkt über einem gigantischen Weinlager in tiefen, dunklen Kellern und uralten Tunnelsystemen und über Stationen in Berlin, London und anderen Orten mittlerweile in Genf beheimatet.

Über seine sehr viel ältere Schwester entdeckt er irgendwann das Album Bringing It All Back Home und kurz darauf Beggars Banquet, die sein Leben für immer verändern sollten. In den 1970er Jahren spielt er erste Gitarrenakkorde, die in Auftritten als Coverband in der Schule und bei Partys sowie ersten Aufnahmen mit eigenen Songs münden. Zugleich wird sein Musikgeschmack vom Programm des legendären Schorndorfer Musikclubs Manufaktur geprägt. Stationen in Nürnberg, Berlin, als Regiehospitant in Dortmund und kleine Film- und Theaterrollen folgen, immer begleitet von Reisen in die ganze Welt.

In den 1990er Jahren lebt er während mehrerer Schreib- und Kompositionsphasen in Paris und London, auch als Photograph, macht sich einen Namen als Filmkomponist für Filme mit Claudia Michelsen, Ellen ten Damme, Andreas Schmidt, Christian Petzold und anderen. 1996 folgt das erste Soloalbum News From Nowhere, danach das Album Land der Dichter und aus privaten Gründen ein Umzug nach London, wo er viele Konzerte spielt und seine Photographien, davon einige als Auftragsarbeiten der Royal Festival Hall und von Musikmagazinen, ausstellt.

Ein weiterer Umzug bringt ihn nach Genf und das dritte Soloalbum Stiller die Spur erscheint. Weitere Film- und Theatermusiken sowie das begeistert aufgenommene vierte Album Café Comercial folgen 2010. Nach einem Fahrradunfall 2011 kann Leitenberger nur noch mit Schmerzmitteln auftreten, trotzdem ist er viel unterwegs und gestaltet sogar eine Konzertreihe in Genf, die bis heute läuft. 2013 beginnt die Zusammenarbeit mit Roddy McKinnon sowie der Band Grand Hotel Desoriente, 2016 folgt das nächste Soloalbum Autovía und 2018 Raw Love als Duoplatte mit Roddy McKinnon. Bereits 2007 fanden die Kieler Nachrichten anlässlich einer Konzertbesprechung die Worte, die bis heute gültig sind: “Wie ein ‘film noir’ für die Ohren – melancholisch, bezaubernd, ergreifend.“

Weitere Informationen:
http://georgeleitenberger.com/

GEORGE LEITENBERGER
Das neue Album: Blackbox
VÖ: 11.12.2020
Label: Silberblick Musik Berlin
Formate: CD, digital
EAN CD: 4260000320379
Bestellnummer: folgt!
Vertrieb: Broken Silence
Labelcode: 12028

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