DZ’OB mit neuem Album Ende April 2025

DZ’OB ist ein von Cellist und Komponist Oleksii Badin 2014 gegründetes elektroakustisches Ensemble aus der ukrainischen Stadt Dnipro, das schon bei vielen bekannten Festivals wie Eurosonic oder jazzahead aufgetreten ist.

Das vierte Album The Playground, das am 25.04.2025 erscheint, ist ein eklektisches und elegantes Konzeptalbum, das musikalisch irgendwo zwischen Klassik, Jazz, Techno, Trap und IDM angesiedelt ist. Der Titel ist eine Referenz an die mehr als zwei Millionen jungen Ukrainer und Ukrainerinnen, die aufgrund des russischen Angriffskriegs ohne ihre Väter aufwachsen müssen und so ihre Kindheit, ihr Auskommen und oft auch ihre Heimat und ihre Eltern verlieren.

Jedes der sechs von Oleksii Badin und dem ehemaligen DZ’OB-Mitglied Maksym Andruh komponierten Stücke ist nach einem absurden Kinder-Abzählreim benannt, die von Kindern auf Spielplätzen in aller Welt gespielt werden. Sie verweisen darauf, dass alle Kinder rein und gleich geboren werden, bevor sie auf dem Spielplatz unterschiedliche Rollen einnehmen – ob als Bösewicht oder Held – gerade so wie es Erwachsene später im Leben tun.

Dieses Thema wird auch im Albumcover aufgegriffen. Es zeigt einen Wandteppich der ukrainischen Künstlerin Maria Mudrak, auf dem ein Junge mit einem Papierflugzeug einen Spielplatz bombardiert. Der Teppich ist speziell für dieses Album entstanden und befindet sich in Oleksii Badins Haus.

Auch die sich immer wiederholende, oder lange Schatten werfende Menschheitsgeschichte ist Thema des Albums. Kurze Fragmente aus der Musik einer Neubearbeitung der Stummfilmdokumentation Sketches of the Soviet City von 1929 werden von Badin und Andruh in ihren Kompositionen genutzt, um eine ganz eigene Musik damit zu erschaffen. Der sowjetische Propagandafilm ist kurz vor dem Holodomor in Charkiw entstanden. Vorrangig ein Propaganda-Werkzeug, ist er doch auch ein historisches Dokument. Er zeigt für das letzte Jahrhundert und wohl weit darüber hinaus, dass die Methoden von Diktaturen und Imperien sich nicht verändert haben.

Die Stücke:
One danced in a dream that never ends
Two made a universe of sand
Three taught the bubblegum to wile
Four fell in love with the pigeon’s smile
Five had a pet rock that sang and cry
Six ate the avalanches in the rye

Mit einem kraftvollen Tutti-Akkord des Ensembles beginnt das Album. In ihm finden die letzten Szenen des Films, in denen Figuren sogenannter ‚konterrevolutionärer Elemente“ in einem Schießstand erschossen werden, ihren Widerhall. Später geht das Stück in einen an Techno angelehnten Tanz über, um am Ende wieder zu den Anfangsakkorden zurückzukehren.

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In dunkleres, techno-getränktes Tanz-Territorium begibt sich die zweite Komposition „Two made a universe of sand“. Sie beginnt mit einem geloopten, heruntergepitchten Flötensample und Cello-Pizzikato, zu denen bald Percussion und Synthesizer stoßen. Der Tanz entwickelt sich von geradlinigen Fagott- und Oboen-Teilen in ein kontrastierendes Violinen-Triolen-Motiv, schattiert von synth-artigen Oboe-Duolen. Der Höhepunkt des Stücks wird von einem Solo-Techno-Teil der Basstrommel angeheizt – als zentralem Charakter in diesem sich entwickelnden Drama – und bis zum Ende von anderen Instrumenten dabei unterstützt. Das Stück ist eine Anspielung auf Strawinskys „Le sacre du printemps“, in dem die schönsten Mädchen des Stamms geopfert werden. Tanzen bis zum Tod. Wer wird heute ausgewählt? Männer oder Frauen, ganze Gruppen, oder ganze Länder?

Eine kleine Atempause offeriert der dritte Track „Three taught the bubblegum to wile“, ein melancholisches, ruhiges und nachdenkliches Stück. Mit einem helleren und dynamischeren Mittelteil changiert es zu einer hoffnungsfrohen und friedlichen Auflösung.

Auf einer ursprünglich kurzen Synth-Skizze basiert der vierte Track. In der längeren Version nutzen die Streicher einen 4/4-Takt, gegenüber denen die Oboe mit 9/8 und 5/8-Takten steht, während das Fagott darum kämpft, seinen Platz in diesem rhythmischen Verwirrspiel zu finden. An Barock erinnernde Elemente führen in einen zentralen akustischen Teil und einen treibenden Techno-Groove mit 3/8-Fagott-Figuren, die das Stück zum Ende führen.

Die eklektischste Komposition ist „Five had a pet rock that sang and cry” mit ihrem klassischen Intro, das ein darauf folgender jazziger, melancholischer Teil, Dissonanz, dunkle, brütende Akkorde und ein unschuldig klingendes Thema in eine polytonale Klanglandschaft führen – eine Art Himmel mit Harfen, Blackjack und Violinen. Was könnte da schon schief gehen? Zum Beispiel, dass Trap das gesamte Gewebe erschüttert, bevor eine von Barock inspirierte Oboen-Linie zum Vorschein kommt, die später von der Violine übernommen wird und sich langsam in einer finalen Ambient-Synth-Note auflöst.

Der Arbeitstitel des letzten Stücks war „The Girls‘ Dance“. Es ist eine Fusion von scheinbar inkompatiblen Elementen. Wenn die Band gefragt wird, wovon ihre Musik handelt, antwortet sie oft: „Sie handelt von der Liebe.“ Was wie eine Pose klingen könnte, enthält wie jeder Scherz ein Stück Wahrheit – und in diesem Fall sehr viel davon. Wir können uns die Zeiten, in denen wir leben, nicht aussuchen, aber können trotz alledem unsere eigenen Spielplätze finden und dorthin entfliehen.

Background:
Das Ensemble DZ’OB wurde 2014 gegründet und besteht im Kern aus Vasyl Starshino (Oboe), Oleksii Starshinov (Fagott), Iryna Li (Violine) and Oleksii Badin (Cello). Für Studioaufnahmen und Konzerte stößt oft ein Schlagzeuger als Sessionmusiker hinzu. In den letzten Jahren war das Andrii Yarvyi. Aktuell tourt DZ’OB als Quartett.

DZ’OB
(Photo Credit: maxtimopheev)

Die ukrainische Presse hält DZ’OB für eine der wichtigsten Stimmen der ukrainischen Avantgarde-Szene. Drei Alben sind bislang erschienen, von denen zwei jeweils an der Spitze der „Best Of“-Listen in den Medien des Landes standen.

Unter den vielen internationalen Festivalauftritten des Ensembles sind u.a. Eurosonic (NL), Lublin Jazz Fest (PL), Culture Week Tbilisi (GEO) und jazzahead.

Weitere Informationen:
https://dzob.ua/

DZ‘OB
Das Album: The Playground
VÖ: 25.04.2025
Label: Abyshomzk & Igor Shamych
Vertrieb: Eigenvertrieb
Katalognummer: ASM120 / ISH-25078
EAN/UPC: folgt!
Formate: LP, digital (CD for Promotion Only)

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