Seit mehr als 15 Jahren zählt Frederik Köster zu den prägnanten Figuren der deutschen Jazzszene. Der Kölner Trompeter und Komponist wurde unter anderem in Trilok Gurtus Band auch international bekannt und als Bandleader/Instrumentalist mehrfach ausgezeichnet. Beispielsweise erhielt Köster den WDR– und den Westfahlen-Jazzpreis sowie zwei Jazz-Echos, einen davon für das intime Duo-Album Canada mit Pianist Sebastian Sternal, der auch zu Kösters Quartett Die Verwandlung gehört. Das jüngste Album von Die Verwandlung, Stufen, wurde weithin gelobt. BR Klassik erkannte „eine sich permanent wandelnde Dialektik der Klänge, die von großer, manchmal hymnischer Schönheit sind“ sowie „vielschichtig verflochtene, rhythmische und harmonische Ebenen.“ Auch das Magazin Concerto hob Kösters „großartig nuanciertes Spiel“ hervor. Und die FAZ schrieb anlässlich eines Konzerts: „Die Musiker begeistern […] mit großer dynamischer Spannweite, die von intensiven Energieschüben bis zu A-capella-Passagen reicht. Spielfreude und Raffinesse […] lassen keine Wünsche offen.“
Immer wieder gelingt es Frederik Köster, mit wechselnder Klang-Ästhetik oder unerwarteten Konstellationen zu überraschen. Mal präsentiert seine Band individuelle Fusionen von akustischer Virtuosität und kluger Elektro-Ästhetik (das Album Golden Age stand auf der Longlist des Preis der deutschen Schallplattenkritik), mal verblüfft der Stilist durch eine spektakuläre Orchester-Produktion namens Homeward Bound Suite. Ein Faible für Bigbands pflegt Köster schon seit seinem Studium an der Kölner HfMT. Seinerzeit spielte er häufiger in großformatigen Ensembles, etwa unter Peter Herbolzheimer oder bei der WDR Bigband. Irgendwann verlegte er sich darauf, nur noch als Solist mit solchen Bands aufzutreten oder für sie zu komponieren. Inspiriert u.a. von Kenny Wheeler (Music For Large & Small Ensembles) und Maria Schneider.
Das aktuelle Projekt mit der NDR Bigband, das am 12.09.2025 bei Traumton veröffentlicht wird, ging von deren Manager Michael Dreyer aus, mit dem Köster seit 15 Jahren gut bekannt ist. „Ich hatte schon seit längerem daran gedacht, ein Projekt mit der NDR Bigband zu machen“, sagt Köster, „dabei geht’s mir aber nicht nur um die Möglichkeiten des Klangkörpers als solchem. Einige der Musiker*innen kenne ich sehr gut, darunter Sandra Hempel, Florian Weber, Klaus Heidenreich. Diese Freundschaften spielen eine wichtige Rolle, ebenso natürlich die Bedingungen, die eine Radio-Bigband bieten kann.“ Letztlich habe sich die Zusammenarbeit zu einem „echten Herzensprojekt“ entwickelt, sagt Köster sichtlich zufrieden.
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Rund ein Jahr hat er an Kompositionen und Arrangements gearbeitet, im Wesentlichen konzentriert in zwei Etappen. Währenddessen habe er sich „ein wenig wie ein Architekt gefühlt. Nachdem ich die Skizzen und das Leitmotiv fertig hatte, ging ich an die Orchestrierungen und die Dramaturgie. In dieser Phase habe ich mich intensiv mit Geir Lysne ausgetauscht, der meine Ideen letztlich sehr detailgenau umgesetzt hat.“
Darüber hinaus entwickelte Köster Momente, „die den orchestralen Rahmen verlassen, sich in Spielhaltung, Ausdruck und Klang einer Combo nähern.“ Dazu gehören beispielsweise a capella-Passagen einiger kleinerer Bläsergruppen oder frei angelegte Teile, in denen kollektiv improvisiert werden kann – letztere exemplarisch zu erleben in „Arch Duke“ und „HB Wonderland“. „Generell hatte ich das Ziel, einigen gewohnten Bigband-Stilistiken etwas entgegenzusetzen“, erklärt Köster, „also Hierarchien aufzubrechen, spezielle Texturen zu gestalten, klassische Muster zu vermeiden.“ Bemerkenswert ist auch die rhythmische Vielfalt der Stücke. Sie reicht vom 9/8 in „Yougottadance“ über 5/4 („About Birds“) und 7/8 („About Frogs And Worms“) bis zum Walzertakt des finalen „Naoko“.
Wie schon häufig bei Frederik Köster sind auch seine neuen Stücke von Literatur inspiriert. „Michael weiß, dass ich Fan von Haruki Murakami bin und hatte daher die Idee zu einem Programm, das sich mit dessen Werk beschäftigt. Von selbst wäre ich vermutlich nicht darauf gekommen, einem einzelnen Autor ein ganzes Programm zu widmen. Aber dann dachte ich darüber nach und fand in vielen Texten Anknüpfungs- und Umsetzungspunkte. Und daraus ließ sich auch ein roter Faden entwickeln.“ Beispielsweise übersetzt er die von Murakami häufig kreierten surrealen Szenen in polyphone oder freie Passagen. Insgesamt komponierte Köster eine Art Suite, die wie die Werke des japanischen Autors in vielen Facetten schillern.
Ein typischer Murakami-Charakter ist ein Mann Anfang 30, der nach einer Trennung in einer Sinnkrise steckt und auf eine Reise geht. Ihn beschreibt Köster durch ein Leitmotiv, das in der Suite mehrfach wiederkehrt: im dreiteiligen Aufmacherstück („Lonely Young Man“), in „About Frogs and Worms“ und in „Closing“. Murakamis Roman Kafka am Strand wurde zur Inspirationsquelle für gleich zwei Stücke. „Eins davon, „Arch Duke“, steht stellvertretend für Szenen in der Geschichte, in denen Musik eine übergeordnete Rolle spielt“, erklärt Köster. „Es gibt ein klassisches Stück von Beethoven, dass auch ‚Arch Duke‘ heißt, das mir beim Schreiben ebenso durch den Kopf ging wie Musik des Impressionismus. Und dazu kommt eine kollektive Improvisation.“
Fast naheliegend, bezieht sich „About Birds“ auf das Buch Mister Aufziehvogel. „Das Stück wird buchstäblich am Anfang aufgezogen, es kommt wie ein Spielzeug langsam in die Gänge. In der Geschichte gibt es ständig Vogelreferenzen und einen Protagonisten, der Aufziehvogel genannt wird. Entsprechend war mein Ziel, die Komposition sehr ‚vogelig’ klingen zu lassen, mit vielen gedoppelten Flöten, Klarinetten und Bassklarinette.“ Wie ideenreich Köster Murakamis Fantasien umzusetzen versteht, zeigen weiterhin „Yougottadance“ (Impulsgeber: Tanz mit dem Schafsmann), das rhythmisch einen einen rituellen Tanz imaginiert, sowie das „Liebeslied“ „Aomame and Tengo“ (Inspiration: 1Q84): „Die beiden Protagonisten Aomame und Tengo begegnen sich erst am Schluss des Buches wirklich, so auch Florian am Klavier und ich an der Trompete.“
Immer wieder verblüfft Köster mit listigen Details, die er in seine Stücke eingeflochten hat, ganz zuletzt auch bei „Naoko“. Hinter den Flügelhorn-Soli von ihm und Percy Pursglove lässt er, einem Abspann ähnlich, noch mal alle Themen der Suite aufleuchten. Mit K. on the Shore zeigt Frederik Köster ein weiteres Mal seinen herausragenden Gestaltungswillen nicht nur als Trompeter, sondern ebenso als Komponist und Arrangeur. Und die flexible NDR Bigband mit ihren hochkarätigen Musiker*innen und Solisten verleiht Kösters individuellen Ideenwelten Glanz und Lebendigkeit.
Frederik Köster:
Trompete, Flügelhorn, Kompositionen, Arrangements
NDR Bigband:
Geir Lysne: Dirigent
Jonas Burgwinkel: Schlagzeug
Weitere Informationen und aktuelle Tourdaten:
https://www.frederikkoester.de/home-german.html
Frederik Köster / NDR Bigband
Das neue Album: K. on the Shore
VÖ: 12.09.2025
Label: Traumton Records
Vertrieb: Indigo
Formate: CD, digital
Katalognummer CD: Traumton 4734
UPC: 705304473429
LC: 05597
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