Als Ben Barritt sein bislang letztes Album Everybody’s Welcome im Frühjahr 2019 veröffentlichte, sah die Welt noch anders aus. Damals war der Sänger, Songschreiber und Musiker erst einige Jahre in Berlin zuhause, trotzdem schon gut in die Hauptstadtszene eingebunden. Zuvor hatte der 1984 in London geborene Barritt in seiner alten Heimat mit Persönlichkeiten wie Bobby McFerrin und Kenny Wheeler gearbeitet, auf der Bühne der ehrwürdigen Royal Albert Hall geglänzt, Tourneen durch Europa und Asien unternommen.
Nach seinem Umzug in die deutsche Hauptstadt erhielt er auch hierzulande gute Resonanz. „Barritt gehört spätestens mit dem vorliegenden Album zu den Stars einer vergessen geglaubten Kunst, spielerisch überragend, schreiberisch tiefgehend und stilistisch schrankenlos wie Sting auf seinen allerbesten Soloalben“, notierte Musikreviews.de. Angetan von einem Auftritt in Frankfurt lobte die FAZ „das eigenständige Profil“ des Briten aus Berlin: „Barritts Gespür für Nuancen zeigt sich in seinen cleveren Gitarrenpickings, einigen von Funk- oder Bluesrock angehauchten Riffs und geschmackvollen Soli. […] Stilistisch zweifellos dem Pop zuzurechnen, fällt Barritts Musik trotzdem aus manchen gängigen Rahmen.“
Mit seinem neuen Werk Reunion knüpft Ben Barritt in manchen Aspekten an den Vorgänger an und geht doch teils neue Wege. Schon 2019 gehörte Hannes Hüfken zum Nukleus der Band, inzwischen ist die Zusammenarbeit mit dem Bassisten (der u.a. mit Ed Motta, Dave Stewart, Katharina Franck gespielt hat) eine gleichberechtigte Partnerschaft. Gemeinsam haben sie eine charakteristische Klangästhetik zu Barritts Songs entwickelt, mit dem Ziel, „ein wenig schneller und bunter zu werden“.
Eingängige Melodien und extrem coole Grooves als prägnante Ankerpunkte sind eingebettet in facettenreiche Arrangements mit feinen Details. Dazu gehören jazzige Bläser, variable Rhodes-/Wurlitzer-/Synthesizer-Einsätze und Barritts kluge E-Gitarreneinwürfe. Seine interessanten Harmonien wecken, ebenso wie sein warm timbrierter Gesang, bisweilen Erinnerungen an die genialischen Steely Dan. Hier und da mag man elegant verarbeitete 70er-Inspirationen, ironische Referenzen an den Yacht-Rock und Parallelen zu aktuellen Bands wie Young Gun Silver Fox entdecken. Aus weiter Ferne grüßt zuweilen die Synthesizer-Stilistik von Jazzrock-Ikonen wie Herbie Hancock und Joe Zawinul/Weather Report. All diese Aromen ergeben eine Art „Fusion-Musik mit mehr Songs und weniger Soli“, wie Hannes Hüfken augenzwinkernd zusammenfasst.
Die erste Single ist anlässlich eines Auftritts bei radioeins schon im Mai erschienen:
Der lange zeitliche Abstand zu Everybody’s Welcome entstand durch äußere und private Umstände. „Angefangen haben wir schon im Oktober 2021, zunächst ging’s auch recht zügig voran“, erinnert sich Hüfken. Dann kam Barritts Tochter zur Welt und unterbrach die Arbeit am Album, gefolgt von Auftritten als Sidemen von Künstler*innen wie Alin Coen und den Hamburger Silverspoons. „Die Produktion ging jetzt zwar langsamer vonstatten, dadurch sind Arrangements und Produktion aber auch über Jahre gereift. Da wir immer wieder über Nuancen nachgedacht und Dinge ergänzt haben, sind wir nun extrem zufrieden mit dem Ergebnis“, sagen beide Musiker. Und Barritt ergänzt: „Es war uns wichtig, unsere Kreativität zu 100% in den eigenen Händen zu behalten, auch wenn es dadurch etwas länger gedauert hat.“
Große Teile der Musik haben Hüfken und Barritt zuhause kreiert, etwa Synthis programmiert, selbst eingespielte Keyboard-Passagen zu Samples verarbeitet. Zusätzliche Aufnahmen im Berliner Basement Studio wurden über einen längeren Zeitraum verteilt, zugunsten einer wiederholten Reflexion über den Stand der Dinge. Zu den Gästen gehören verschiedene Schlagzeuger und Vokalist*innen (z.B. Leona Berlin in „Use Your Powers“…), Saxofone, Trompete/Flügelhorn und Posaune sowie mehrere Keyboarder. Unter ihnen Matti Klein, dessen jazzinspirierte Klavier-Einsätze den Song Just maßgeblich prägen. Am sparsamsten (mit mehr BPM und rockigen Gitarrenriffs) ist Trust People arrangiert, das als letztes Stück kurz vor Ende der Produktion fertiggestellt wurde.
„It’s the poppiest album I’ve ever recorded“, sagt Ben Barritt, das sei eine bewusste Entscheidung gewesen. „Mein eigentliches Ziel ist einfach: Ich möchte die Leute zum Lächeln, zum Singen und zum Wippen mit den Füßen bringen. Und ich glaube nicht, dass man dafür Kompromisse bei den Texten, der Harmonie oder dem Rhythmus eingehen muss. Es ist wirklich wichtig, dass man sein Publikum nicht unterschätzt – wenn man seine Fähigkeit respektiert, etwas Herausforderndes zu hören, lädt man es ein, sich auf eine musikalische Reise einzulassen.“
Passend zur Musik schreibt Barritt stets klangvolle, rhythmisch ausgefeilte und gerne mehrdeutige Poesie. Fast alle Texte beschäftigen sich mit Realitäten, konfrontieren teils mit globalen Problemen – allerdings sind die entsprechenden Aussagen häufig absichtsvoll versteckt. „Viele der Songs, die oberflächlich betrachtet romantisch wirken, sind im Subtext gesellschaftspolitisch. Ich wollte meine Gefühle über die Welt durch eine eskapistische Linse betrachten und ausdrücken. Einige meiner Bilder grenzen an Science-Fiction, zum Beispiel beziehen sich mehrere Songs direkt auf Superhelden-Topoi. Einige andere spielen auf dystopische oder apokalyptische Szenarien an. Beispielsweise missbraucht einer der „Superhelden“ seine Freiheit, um zu schikanieren und zu verschleiern. Oder Faschisten geben sich als Libertäre aus.“ Mit seinem Faible für Sci-Fi erklärt Barritt auch, warum er sich so sehr zu Synthesizer-Texturen der 70er und 80er Jahre hingezogen fühlt. „Ich erinnere mich immer an den Soundtrack von Blade Runner, eine Art Zukunfts-Jazz, der gleichzeitig beängstigend und beruhigend sein kann.“
Ein weiteres Thema ist die Suche nach „einer Art atheistischer Spiritualität“: die Hingabe an die Musik als verbindendes Medium und Barritts tiefer Glaube an die Fähigkeit der Menschen, ihre Differenzen zu überwinden und einander zu verzeihen. „Wir sehnen uns danach, den Leuten um uns herum zu vertrauen, selbst wenn wir uns fragen, ob dieses Schiff nicht schon abgefahren ist“, stellt Barritt fest. „Dieser Optimismus treibt die politische Seite des Albums an und gleicht einige ‚präapokalyptische´ Vorahnungen aus.“ Letztlich sei das verbindende Thema seiner Songs „come together again“. Aus dieser Haltung leitet sich auch der Albumtitel Reunion ab.
2010 kam Ben Barritt als Musiker in der Band von Jim Kroft erstmals nach Berlin, 2013 verlegte er seinen Hauptwohnsitz hier her. London sei zu fest in der Hand des Geldes, fand Barritt damals, das Künstlerdasein dort verlange zu viele Kompromisse, besonders wenn man als Session- und Studiomusiker arbeite. Berlin habe ihm ein Gefühl der Freiheit vermittelt, resümierte er 2019, was sicher auch damit zu tun habe, dass Künstler in Deutschland sehr respektiert würden, selbst wenn sie sich kommerziell nicht auf höchstem Niveau bewegten.
Mit den zehn Songs seines neuen Albums setzen Ben Barritt und sein kongenialer musikalischer Partner Hannes Hüfken ein markantes Zeichen in die internationale Musiklandschaft. „Die Platte wird immer schwer einzuordnen sein, weil sie zu sehr Jazz ist, um Pop zu sein, und zu sehr Pop, um Jazz zu sein“, sinniert der profilierte Songschreiber. „Trotzdem: Das ist die Art von Musik, die ich schon immer machen wollte.“ Aus einer solchen Souveränität resultiert große Überzeugungskraft.
Tourdaten:
28.06.2025 Milower Land / Havelbeatzzz
19.07.2025 Zollchow / Zollstock Festival
03.09.2025 Berlin / Luftschloss
15.11.2025 Milower Land / World Music Festival
30.01.2026 Homburg / Mandy’s Lounge
31.01.2026 Ludwigshafen / Pfalzbau
Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/benbarrittmusic/
Siehe auch:
Ben Barritt – Everybody’s Welcome: https://www.ub-comm.de/?p=4897
Ben Barritt
Das neue Album: Reunion
VÖ: 12.09.2025
Label: Musszo Records
Vertrieb: physisch: Edel / digital: Kontor New Media
Bestellnummer: folgt!
EAN CD: folgt!
Formate: CD, digital
Labelcode: 29798
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