Daniel Kahn mit Bulat Okudschawa-Album und Konzerten

Der aus Detroit stammende und seit vielen Jahren in Berlin beheimatete Daniel Kahn wird international für seine Mischung aus Klezmer, Punk, Folk und Lyrik gefeiert.

Auf seinem neuen Album Bulat Blues, das am 01.11.2019 bei Oriente veröffentlicht wird, widmet er sich dem „Georges Brassens der Sowjetunion“, Bulat Okudschawa, in neuen, eigenen Nachdichtungen auf Englisch und einem Hauch Russisch. Dabei wird Daniel Kahn vom virtuosen Moskauer Musiker Vanya Zhuk auf der russischen 7-saitigen Gitarre begleitet.

Daniel Kahn entdeckte Okudschawa vor vielen Jahren in Detroit, als er mit einem Freund zuhause eine Plattenkiste durchwühlte. Der Freund zog ein Album heraus, auf dessen Cover ein rauchender, kahlköpfiger Mann in die Ferne starrte. Das Album hatte Kahn zwar irgendwann einmal gekauft, aber noch nie gehört. „Ist das Lenin“ fragte Daniel Kahn und der Freund fing an zu lachen. Es war ein Album von Bulat Okudschawa, dem spirituellen Vater aller russischen Singer-Songwriter. Gleich beim ersten Song, dem eindringlichen „Malitva / The Prayer of Francois Villon“ war Kahns Interesse geweckt und die Saat für Bulat Blues gelegt.

Kahn sprach kein Russisch, daher war seine Reaktion auf Okudschawas Musik eine rein emotionale und musikalische. Über den Umweg einer jiddischen Übersetzung entstand mithilfe von Russisch sprechenden Freunden eine erste Übersetzung des Songs auf Englisch. In den nächsten Jahren, immer tiefer bewegt von Okudschawas Stimme, übersetzte Kahn gemeinsam mit seiner Frau Yeva, die auch an der visuellen Umsetzung der Konzerte mitarbeitet, weitere Songs und wunderte sich darüber, warum er nicht zuvor schon vertraut mit Okudschawa war. „He was an artist that seemed to be universally loved but only in a very specific world” so Kahn. „My many post-Soviet friends, scattered throughout a global diaspora, all seemed to speak of him as one would of a great spiritual leader, or a close friend. Non-Russian speakers invariably hadn’t ever heard of him.”

Die Idee für ein Programm von Songs in englischer Sprache entstand, um Okudschawa einen Platz neben seinen Zeitgenossen und ihren Erben aus dem Westen zu schaffen: „Okudzhava almost single-handedly invented the figure of the modern Russian guitar bard, flouting Soviet conventions of official conservatory-sanctioned music production. In this, he was as trailblazing for the East as Bob Dylan was for the West, forging the way for Vladimir Vysotsky and generations of bards to follow. His singular voice and quiet humor is in the tradition of other European song-poets. To me, however, his musical and lyrical gesture is as evocative of his American contemporary Leonard Cohen as it is of, say, Georges Brassens.”

Über die Auswahl der Stücke aus dem reichen Katalog Okudschawas sagt Kahn: „Nicht ich habe die Lieder ausgesucht; die Lieder haben mich über meine Familie und Bekannte gefunden. Wenn ich in ihnen ein offenes Fenster finde, krieche ich hindurch, besetze die Lieder idiomatisch in einer Weise, dass sie das Gleiche ausdrücken wie das Original. Sie müssen zu guten englischen Songs und zu ‚meinen eigenen‘ werden.“

Das Album wurde im Duo gemeinsam mit Vanya Zhuk innerhalb von nur drei Tagen in Berlin eingespielt. Die Reihenfolge der Lieder spiegelt dabei die Reihenfolge fast genauso wieder, in der Kahn die Songs entdeckt und übersetzt hatte.

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Hintergrund Bulat Okudschawa:
Der mit dem Staatspreis der UdSSR und dem russischen Booker Preis ausgezeichnete Liedermacher und Romanautor Bulat Okudschawa wurde 1924 in Moskau geboren. Er verlor früh seinen Vater, der als angeblicher japanischer und deutscher Spion während der Zeit des „Großen Terrors“ 1937 hingerichtet wurde; seine Mutter verbrachte lange Jahre in einem Arbeitslager und wurde erst Mitte der 1950er Jahre rehabilitiert.

Okudschawa wuchs gemeinsam mit seinem Bruder bei Verwandten in Tiflis auf und kämpfte ab 1942 als Freiwilliger im Zweiten Weltkrieg, in dem er mehrfach verwundet wurde. Ab 1945 studierte Okudschawa in Tiflis Russische Philologie, arbeitete als Lehrer und später als Journalist in der Region und Stadt Kaluga und kehrte Mitte der 1950er Jahre in seine Heimatstadt Moskau zurück. Dort war er erst als Redakteur beim Verlag Molodaya Gvardiya und später bei der bekannten Literaturnaya Gazeta tätig.

In seiner Freizeit schrieb er neben seinen Gedichten auch Lieder – das hatte er zwar schon seit 1946 in Tiflis getan, aber ohne sie zu veröffentlichen. In Moskau fand seine Musik erst einmal nur im Rahmen von privaten Hauskonzerten statt. Mitschnitte dieser Auftritte gelangten aber über die sogenannte „Magnitizdat“ (Casettenaufnahmen) in Umlauf und erreichten junge Musiker im ganzen Land. Diese spielten die Stücke nach und sorgten für Verbreitung im ganzen Land.

In den Folgejahren wurde Okudschawa zu einem der bekanntesten und beliebtesten Liedermacher der UdSSR. Über die Jahre veröffentlichte Okudschawa viele Alben und Gedichtbände sowie Prosa, Stücke für das Theater und Filmdrehbücher. Viele davon wurden in andere Sprachen übersetzt. Er verstarb 1997 während einer Reise in Paris und wurde in Moskau beigesetzt.

Sein Renommé im russischen Alltag ist auch heute ungebrochen: Okudschawas Lieder kommen im Russischunterricht zum Einsatz, ein kleiner Planet wurde nach ihm benannt, und zu seinem Geburtstag am 09. Mai 2019, mehr als zwanzig Jahre nach seinem Tod, strahlte das Fernsehen zur Prime Time eine Gala mit seinen Songs aus.

Tourdaten:
25.10.2019 Osnabrück / Felix-Nussbaum-Haus im Museumsquartier (20 Uhr)
26.10.2019 Hannover / Liberale Jüdische Gemeinde Fuhsestraße (20 Uhr)
27.10.2019 Berlin / Jüdische Gemeinde Fasanenstraße (18 Uhr)
29.10.2019 Hamburg / Jüdischer Salon am Grindel (20 Uhr)
31.10.2019 Düsseldorf / Jüdische Gemeinde Düsseldorf (19 Uhr)
01.11.2019 Wuppertal / Bandfabrik (20 Uhr)
03.11.2019 Dortmund / Jüdische Gemeinde Dortmund (17 Uhr)
07.11.2019 Halle / Objekt 5 (Akkordeon Festival) (19:30 Uhr)
10.11.2019 Kiel / Jüdische Gemeinde Kiel Wikingerstraße 6 (16 Uhr)
16.11.2019 A-Wien / KlezMore Festival (20 Uhr)
17.11.2019 Bamberg / Israelitische Kultusgemeinde Bamberg (17 Uhr)

Weitere Informationen:
https://www.paintedbird.de/

DANIEL KAHN
Das neue Album: Bulat Blues
VÖ: 01.11.2019
Label: Oriente Musik
Vertrieb: FMS
Katalognummern: RIENCD92, RIENLP1092
UPC CD: 4025781109229
UPC LP: 4025781109212
Formate: CD, LP, digital
Labelcode: 03592

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