Im Frühjahr 2013 lud der belgische Choreograph Thierry Smits 
die beiden Tuxedomoon-Mitglieder Steven Brown und Blaine Reininger dazu ein, an seinem neuen Werk Clear Tears / Troubled Waters mitzuarbeiten, einem Stück für sieben Tänzer und drei Musiker. Blaine und Steven holten Maxime Bodson ins Boot, einen jungen Brüsseler Musiker und Sounddesigner und gemeinsam schufen sie den vorliegenden starken Soundtrack, den sie auch live auf der Bühne als Teil des Tanzstücks aufführten. Für die Veröffentlichung der Soundtrack-CD ließ Crammed Discs seine legendäre Serie „Made To Measure“ extra wieder aufleben. In Deutschland wird die CD am 25.10.2013 veröffentlicht.
Brown & Reininger hatten schon vorher gemeinsam an Musik gearbeitet und Alben veröffentlicht, aber die Musik für Clear Tears / Troubled Waters war auch ein für sie ein vollkommen neues Projekt – eine einzigartige Mischung aus elektronischen Strukturen, instrumentalen Kompositionen und harmonischen Farben, direkt aus der Musik der Moderne Anfang des 20. Jahrhunderts, mit vielen unerwarteten Drehungen und Wendungen und einem von Zeit zu Zeit fast bandmäßigen Sound, der an das Werk von Tuxedomoon erinnert.
Der Soundtrack wurde von den Themen inspiriert, um die sich Thierry Smits‘ Performance dreht: die große Melancholie und Hoffnungslosigkeit unserer Zeit und die Möglichkeit, sich neuen Raum zum Atmen und damit gegen Pessimismus und Depressionen zu erkämpfen. Der Soundtrack enthält Elemente der Spannung, die Thierry Smits‘ Stück mit seiner Beschreibung einer unvorhersehbar lauten Welt voller dröhnender Klänge und abrupter Wechsel spiegeln, wie Maxime Bodson erklärt, und die die drei dazu inspiriert hat, Klangelemente wie präparierte Instrumente, gebrochene Melodien und Ellipsen sowie elektronische und akustische Instrumente zu benutzen, die alle in einen Ensemblesound einflossen.
Während des Kompositionsprozesses machten die drei Gebrauch von einigen der Möglichkeiten, die Steven Brown in den letzten Jahren studiert hatte: Matrix, magisches Viereck und andere Restriktionen, die alle benutzt werden, um die Inspiration anzuregen. Ein Beispiel dazu: beim Stück „Tears Matrix“ wurden die fünf Buchstaben T E A R S zu den Tönen G E C F F# transponiert. Diese fünf Töne bilden die erste horizontale Reihe einer späteren Matrix. Die Beschränkungen ergeben eine Struktur, auf der man aufbauen kann und sie zwingen dich in bislang unerforschte Gebiete, die dich von deinen persönlichen Beschränkungen oder Clichés befreien, so Steven Brown.
Steven Brown (Klavier, Klarinette, Altsaxophon, Stimme):
Parallel zu seiner Arbeit mit Tuxedomoon begann Brown 1983 mit zwei Kultalben namens Douzième Journée und A propos d’un paysage, die er gemeinsam mit Benjamin Lew einspielte, an einer eigenen Karriere zu arbeiten. Brown hat für das Theater, den Film und den Tanz geschrieben, darunter Divine (1982 für Maurice Béjart), La Grâce du Tombeur (1990) und Eros Délétère (1991) für Thierry Smits. Seit 1993 lebt Brown in Mexiko, wo er u.a. in der Band Nine Rain spielt.
Blaine Reininger (Violine, Gitarre, Bass, Vocals):
Blaine Reininger began seine Solokarriere mit dem Album Broken Fingers (1982). 1983 verließ er Tuxedomoon, um sich auf seine eigene Musik zu konzentrieren und nahm mehrere Soloalben wie auch Filmscores auf. Parallel führte er seine Zusammenarbeit mit Steven Brown weiter. Die beiden veröffentlichten drei Alben: 1890 – 1990: One Hundred Years Of Music (1990), Croatian Variations (1992) und Flower Songs (2006). Zu Tuxedomoon kehrte Blaine Reininger 2004 zurück. Er lebt heute in Griechenland.
Maxime Bodson (Electronik, Bass, Vocals und Editing):
Ist ein Musiker und Soundkünstler, der mit seiner Band paTTon drei Alben veröffentlicht hat, darunter Hellénique chevaleresque récital (2009). Außerdem arbeitet er an seinem eigenen Projekt Squelette. Er hat großes Interesse an der Bühne und war schon in viele Projekte ganz unterschiedlicher Künstler und Ensembles involviert. Mit Thierry Smits arbeitet er schon seit 2005 zusammen, u.a. an den Soundtracks für Smits‘ Stücke d’Orient, V.-Nightmares (2007) und To the Ones I Love (2010).
© Fabienne Louis
Thierry Smits und Compagnie Thor:
Die Compagnie Thor ist in Brüssel beheimatet und wurde 1990 vom Choreographen Thierry Smits gegründet, dessen Werk auf oft eklektische Weise die Beziehungen zwischen dem Mystischen und Erotischen sowie der Doppeldeutigkeit des Heiligen und Körperlichen erforscht, während er die metaphysischen Probleme in den Köpfen und Herzen von Individuen auslotet. Bis heute hat das Ensemble mehr als zwanzig Tanzproduktionen auf die Bühne gebracht.
Tuxedomoon:
Brown und Reininger sind neben Peter Principle die Hauptmitglieder der Band Tuxedomoon, die 1977 in San Francisco gegründet wurde und die zu einer der einflussreichsten Bands überhaupt wurde. Sie verkörperte einen bestimmten dunklen und romantischen Zeitgeist, aber ihre Musik überschritt schon immer alle Genregrenzen und nahm sich Genres wie Rock, Elektronik, Minimal Music, Klassik Jazz, Gypsy Music und Pop an, die zu einem Mix transmutiert wurden. Zwölf Alben entstanden zwischen 1980 und 2007 und die Band ist auch heute noch aktiv.
Made to Measure:
Die legendäre Serie von Crammed Discs wurde speziell für dieses Album wiederbelebt. Als sie 1983 entstand, wurde sie als Äquivalent zu einer Sammlung von Kunstbüchern beschrieben. 35 Alben kamen innerhalb der Serie zwischen 1983 und 1995 auf den Markt, darunter Werke von Hector Zazou, John Lurie, Fred Frith, Arto Lindsay, Zelwer, Steven Brown, Peter Principle, Harold Budd, Brion Gysin, David Cunningham, Benjamin Lew, Ramuntcho Matta, Karl Biscuit, Daniel Schell, Aksak Maboul, Minimal Compact und vielen anderen. Die lockere Idee hinter dem Namen der Serie war folgende: Musik zu präsentieren, die entweder als Soundtrack für Film, Theater, Tanz oder Video geschrieben wurde oder sich dafür gut eignen würde.
Weitere Informationen:
Tuxedomoon: http://tuxedomoon.co/
Thierry Smits: http://www.thor.be/en/thor/thierry-smits-dp1
Crammed Discs: www.crammed.be
Made To Measure: http://www.crammed.be/index.php?id=34&art_id=150&bio=full
